Beim Betreten des Raums taucht der Besucher in eine andere Welt ein. An den Wänden sind voluminöse Kostüme wie Figurinen aufgestellt, die der Karnevalsdesigner Bruno Vilaça nach Zeichnungen der Heidelberger Sammlung Prinzhorn, die die Kunst psychisch Kranker verwaltet, herstellte. Unter anderem sind ein Königskostüm mit Krone und eine Bischofsmütze zu sehen, aber auch Engelsflügel oder die fast lebensgroße Puppe eines Mannes. Der Blick wird durch zwei Projektionsflächen gefangen. Auf der großen werden Werke der Sammlung gezeigt, auf einer kleineren Leinwand Mitschnitte von Darbietungen auf einer Bühne, deren handgeschmiedete Einfassung in Rio de Janeiro den Spiegel eines Schminktischs trug.
Theater als Therapie
Er verweist auf ein Kunstprojekt am Psychiatrischen Institut der Universität Rio. Eine neue Klinikleitung hatte den Künstlern ihr Theater-Vorhaben mit Patienten ermöglicht. Zuvor war ihr Alltag stark reglementiert gewesen, hatten Behandlungen durch Elektroschocks zur Tagesordnung gehört. Doch dann machten die beiden Künstler das einstige Theater der Psychiatrie wieder nutzbar. Der Zuschauer kann nun verfolgen, wie sich die Patienten verwandelten und in neue Charaktere eintauchten. Am Ende begannen einige, die jahrelang nicht gesprochen hatten, von sich aus zu singen und zu reden. Und schließlich zogen alle Teilnehmer in einem Maskenzug ans Meer - die nur 800 Meter entfernte Küste hatten viele Patienten seit Jahren nicht gesehen.
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