Rainer Kussmaul ist tot. Der international gefeierte Geiger starb, wie gestern bekannt wurde, am Montag nach schwerer Krankheit in Freiburg. Rainer Kussmaul wurde am 3. Juni 1946 in Mannheim als mittlerer Sohn des langjährigen Solobratschers am Nationaltheater, Willy Kussmaul, geboren. Vater Kussmaul unterrichtete seine drei Söhne schon früh erfolgreich im Geigenspiel. Der Ältere, Jürgen, wurde ein namhafter Bratschensolist und hatte eine Professur an der Musikhochschule Düsseldorf inne. Der Jüngere, Wolfgang, ist Konzertmeister beim Stuttgarter Kammerorchester.
Die größte Karriere machte Rainer Kussmaul, der nach einem Vorstudium an der Mannheimer Musikhochschule mit 20 in die Meisterklasse von Ricardo Odnoposoff nach Stuttgart wechselte. Von 1968 bis 1997 war er Geiger des von ihm gegründeten Stuttgarter Klaviertrios, mit dem er 1969 unter anderem den ARD-Wettbewerb in München gewann. Auch als Violinsolist (auf einer Stradivari 1724) konzertierte er weltweit mit den wichtigsten Orchestern und Dirigenten, errang zahlreiche Auszeichnungen und Schallplattenpreise und gab Meisterkurse auf allen Kontinenten.
Exzellenter Pädagoge
Seit Kussmaul 1977 als Professor an die Freiburger Musikhochschule berufen wurde, hat er zahlreiche Studenten ausgebildet (unter anderem an der Barockvioline), die heute führend in internationalen Orchestern wirken, etwa Thomas Hengelbrock oder Gottfried von der Goltz und Petra Müllejans, die das renommierte Freiburger Barockorchester gründeten. 1993 ließ sich Kussmaul in Freiburg beurlauben, um die Position des Ersten Konzertmeisters bei den Berliner Philharmonikern (bis 1997) anzutreten.
1995 gründete er mit philharmonischen Kollegen die Berliner Barocksolisten, deren künstlerische Leitung er bis 2010 innehatte. Als Nachfolger von Henryk Szeryng und Ruggiero Ricci übernahm er außerdem ab 1987 die Violinklasse an der Carl-Flesch-Akademie Baden-Baden. 2010 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Mit seinem Klaviertrio und als Solist (mit einer wunderbaren Mozart-Interpretation) gastierte Kussmaul bei den Akademiekonzerten oder gemeinsam mit Bruder Jürgen und Mozarts Sinfonia concertante bei den Schriesheimer Zehntkeller-Konzerten. Kussmaul erhielt mehrmals den Echo-Klassik-Preis und 2005 einen Grammy.
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