Das Porträt - Die Mannheimer Band All That We Are beschäftigt sich auf ihrer neuen Single mit sexualisierter Gewalt und mentaler Gesundheit

Mannheimer Band All that we are macht sich für Frauen stark

Von 
Tanja Capuana
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Veröffentlichen lieber öfter eine neue Single anstatt einmal ein ganzes Album: die Mannheimer Band All That We Are mit (v.l.) Bassist Simon Keller, Gitarrist Janis Müller, Leadsänger Léonard Schell und dem ehemaligen Drummer und Gast-Rapper Kade. Es fehlt Schlagzeuger Patrick Werner. © Filip Boban und All That We Are

Es gibt Newcomer-Bands, die mit ihrer Musik einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zu ihnen zählt auch die Gruppe All That We Are. Ob das eingängige „Holy“, bei dem Rock- und Electro-Elemente eine mitreißende Melange bilden, oder die Ballade „Everything Has Changed“ – in Sachen Ohrwürmern kennt sich die Combo aus.

Das Quartett aus Mannheim ist seit 2015 aktiv, allerdings in wechselnder Besetzung, erklärt Leadsänger und Frontmann Léonard Schell, der als einziger bereits von Anfang an dabei ist. Seit vergangenem Jahr gehören neben Schell auch Bassist Simon Keller, Schlagzeuger Patrick Werner und Gitarrist Janis Müller zum festen Bestandteil der Formation.

Nächtliche Träume als Inspiration

Ihren Namen verdankt die Combo ihrem ehemaligen Drummer. „Wir standen vor unserem ersten Gig und brauchten einen Namen“, erinnert sich Frontmann Schell. „Tim hat dann diesen Namen vorgeschlagen, inspiriert von einem Angels-&-Airwaves-Song.“

Ihren musikalischen Stil beschreibt der 21 Jahre alte Schell als einen Mix aus modernem Metalcore mit starken Einflüssen aus dem Popbereich, Electro und Hip-Hop. Aus Schells Feder stammt der Großteil der Songs. Hin und wieder wird er beim Schreiben von seinen Bandkollegen unterstützt. „Ich fange mit einem Gitarrenriff an oder einem Sample und baue mir dann immer mehr darum“, erzählt Schell, der aktuell noch an der Universität Mannheim Kultur und Wirtschaft mit den Nebenfächern Philosophie und Betriebswirtschaftslehre studiert.

Mannheimer Band wurde 2015 gegründet

Die Mannheimer Band All That We Are setzt sich aus dem 21-jährigen Sänger Léonard Schell sowie dem 24-jährigen Bassisten und Musikfachhändler Simon Keller zusammen.

Der 24-jährige Schlagzeuger und Popakademie-Student Patrick Werner sowie der 21-jährige Gitarrist und Philosophie-Student Janis Müller komplettieren das Quartett aus der Quadratestadt.

Schell studiert Kultur und Wirtschaft mit den Fächern Philosophie und Betriebswirtschaftslehre in Mannheim.

Die Band besteht bereits seit 2015, von der Originalbesetzung aus dieser Zeit ist allerdings lediglich Schell noch dabei.

Die Songs von All That We Are können auf allen gängigen Streaming-Plattformen gehört werden.

Mehr Informationen zur Band online: allthatweare.de. cap

Der Mannheimer geht mit offenen Augen durch die Welt, sammelt überall Inspirationen und versucht, so viele Ideen wie möglich in Liedern umzusetzen. „Als die größten musikalischen Einflüsse neben Linkin Park zählen wir die Bands PVRIS und Bring Me The Horizon. Textlich lasse ich mich von verschiedenen Dingen leiten“, sagt er.

Lieber Single statt Album

„Vieles stammt aus meinem Leben, anderes sind Geschichten, die ich erzählt bekomme. Ich sehe die Art des Songwritings als Storytelling, also Geschichten, die wir erzählen.“ Dennoch achtet Schell beim Schreiben auch darauf, dass er Dinge in den Fokus stellt, zu denen er einen Bezug hat. So könne etwa auch schon mal ein nächtlicher Traum zu einem Liedtext führen, verrät der junge Mann.

Während es in „Fake Love“ um falsche Freunde geht und Protagonisten, die in der Liebe ein falsches Spiel spielen, ist „Everything Has Changed“ ein Song, der vom Beenden einer Beziehung erzähle, so Schell. „Paradise“ ist ein Gute-Laune-Song aus dem Jahr 2017. Dieses Lied können Fans noch streamen, obwohl er Bestandteil einer EP ist, die All That We Are bereits zurückgezogen hatten.

„Es war damals unsere stärkste Nummer, aber die anderen Songs haben sich irgendwann einfach nicht mehr nach All That We Are angefühlt“, sagt Schell. Aktuell verzichten die Männer nämlich darauf, ihr gesamtes Material für ein einziges Album aufzubrauchen, erklärt Schell. „Man kann so öfter eine neue Single veröffentlichen“ begründet er.

Fans können sich auf neue Musik der Band freuen. So packen sie mit der neuen Single „Ghosts“, die vor einigen Tagen erschienen ist, ein ernstes, ein schweres Themenfeld an. „Mit dem Song wollen wir auf ein wichtiges Thema aufmerksam machen – Gewalt gegen Frauen, vor allem sexualisierte Gewalt“, berichtet Schell. Inspiriert hat ihn die schockierende Statistik über häusliche Gewalt. „Deshalb wollen wir uns für die Stimmen von Frauen starkmachen, die darunter leiden.“ Bei der darauffolgenden Single „Save Me“ geht es zudem um das Thema mentale Gesundheit. Die Corona-Zeit hat dem Quartett schwer zugesetzt. „2019 haben wir noch live gespielt“, sagt Schell. „Wir hatten vorgehabt, 2020 mehr aufzutreten. Live spielen wir aber aufgrund von Corona aktuell gar nicht.“ Wenn es die Hygienekonzepte und offiziellen Auflagen wieder zulassen, wollen All That We Are ihre Konzerte nachholen.

Ziel: Von der Musik leben können

Wie Schell studieren auch Müller und Werner im Moment, während Keller als Musikfachhändler arbeitet. Die Musik soll für das Quartett aber irgendwann mehr als nur ein Hobby sein: Schell bildet sich deshalb in seiner Freizeit zum Thema Musikbusiness mit einschlägiger Fachliteratur weiter. Er holt sich zudem von seiner ehemaligen Mitbewohnerin, die Musikbusiness studiert hat, gern Ratschläge ein. Schell ist optimistisch. „Das Ziel ist, irgendwann von unserer Musik leben zu können.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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