Literaturkalender 2017

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Es ist eigentlich nicht möglich, ohne ihn auszukommen. Er ist der Klassiker, die Mutter aller Literaturkalender. Seit 1984 begleitet er die Literaturliebhaber durchs Jahr, mit wunderbaren Fotos, Texten, Zitaten. Jeden Montag wird umgeblättert, entdeckt, gestaunt, erinnert. Dieses Jahr ist "Nähe und Ferne" das Thema, und das kann allzugroße Nähe zu anderen Menschen sein (der Einsiedler J.D. Salinger), die vertraute Nähe zu seiner Kinderfrau (Rudyard Kipling), die geschenkbringende Ferne von einem Freund wie Franz Marc, der Else Lasker-Schüler leuchtende, selbstgemalte Karten schickte, oder die notwendige Ferne von einem Geliebten wie bei Martha Gellhorn, die an Hemingway schrieb: "Nur muss ich mein Leben leben genau wie Du, sonst gibt es kein Ich, das Dich lieben kann." Oder die romantische Erinnerung, wie sie Carson McCullers empfand, als sie an ihren Ex-Mann schrieb, der in Europa kämpfte: "Erinnerst Du Dich noch an den ersten Schnee, bei den MacKethans, Liebling (...). Er ist so einsam ohne dich, dieser erste Schnee." Von Austen über Kafka bis Schlegel und in vielfältigen Nuancen wird das Thema umkreist, manche Korrespondenz, manche erhellende Notiz ist zu entdecken. Wie Dürrenmatts klare, ironische Feststellung, an Max Frisch: "Wir haben uns beide wacker auseinander befreundet". GP

"Von Nähe und Ferne". 60 Seiten, 21,99 Euro.

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