In der Musikhochschule veranstalteten die Würzburger Bachtage ein Orchesterkonzert mit Solowerken aus Barock und Klassik. Johann Sebastian Bachs Klavierkonzerte A-Dur BWV 1055 und d-Moll BWV 1052 bildeten die Eckpunkte eines mit elementarer Frische musizierten Konzertabends, bei dem die Münchner Bachsolisten unter dem Dirigat des St.Johannis-Kantors Matthias Querbach mit deftig vehementen Bogenstrichen nicht geizten.
Terrassen-Dynamik bevorzugten sie ganz aus dem Geist des Barock. Ihre kompaktere Spielweise erinnerte an die Zeit der 50er Jahre, wo noch nicht über die barocken Klangversionen eines Nikolaus Harnoncourt oder Gustav Leonhardt debattiert wurde. Musizierfreude war den ganzen Abend lang angesagt. Selbstbewusstsein ermöglichte eine kerngesunde Wiedergabe in frappierender technischer Perfektion.
Bernd Glemser, ein in allen Satteln großer Klavierkunst vertrauter Pianist, waren die beiden Klavierkonzerte Bachs anvertraut. In den raschen Sätzen zeigte er neben einem sportlichen Tempo seine ausgefeilte Fingertechnik, im dynamischen Bereich einen runden singenden Ton und in den Finalsätzen lebhafte Freude am Musizieren.
Glemsers vitaler Einsatz beeindruckte nicht erst beim d-Moll-Konzert. Das war ein Bach, der leuchtete und mit sprühendem barocken Feuer zelebriert wurde. Solche Musizierweise ging offen und direkt auf den Hörer über. Nichts stellte sich übertrieben oder überdehnt dar, alles bewegte sich in einem souverän gestalteten Rahmen. Zwischen Solist und Orchester entwickelte sich ein Dialog, der rhythmische Energien freisetzte. Glemser verfügte in den langsamen Sätzen über einen weiten Atem, sodass förmlich die melodischen Figuren zu singen begannen.
In die gleiche Kerbe schlugen der Cellist Markus Wagner und die russische Geigerin Olga Pogorelowa ihre frappierenden künstlerischen Fertigkeiten. In Joseph Haydns Cellokonzert C-Dur hob Wagner die vielfältigen emotionalen Schattierungen hervor, beließ mit hurtigen Ansatz dem Stück seine Klassizität. Das Orchester war ihm ein mitreißender Partner, beherzt mit vollem wettkämpferischen Ehrgeiz. Mit feuriger Präzisionslust verarbeiteten die Musiker den marschartigen Charakter im ersten Satz, vornehm die Geschmeidigkeit des langsamen Satzes, und der vitale Schlusssatz krönte eine insgesamt engagierte Interpretation.
Nicht anders verhielt es sich mit der Ausführung des Violinkonzertes E-Dur von Bach. Pogorelowa kehrte darin ihr ausdrucksvolles Spiel und dessen virtuose Seite deutlich hervor. Die immens gehaltvolle Darbietung blieb keinen Moment spannungslos. Ganz ohne „Alte Musik-Mätzchen“ floss die Musik wie aus einem Guss. Solistin und Orchester verschmolzen mit Schwung zu einer ausgewogenen Einheit.
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