Mannheim. Wie unterhaltsam Literatur sein kann, erlebten die Zuhörer am Freitagabend beim Literaturfestival Lesen.Hören in der ausverkauften Alten Feuerwache. Waren es doch drei ungewöhnliche Gäste, die Programmleiterin Insa Wilke begrüßte: die Buchhändlerin und Kulturredakteurin Christina Schenk, den Autor, Übersetzer, Literaturkritiker Denis Scheck und last not least einen Hund, Jack Rassel Terrier, genannt Stubbs.
Weil Literatur aber nicht in einem luftleeren Raum stattfindet und die Realität draußen nicht ausklammern darf, begann Insa Wilke mit einem Gedicht des ukrainischen Autors Serhij Zhadan aus dem Band „Antenne“, der 2020 in der Übersetzung von Claudia Dathe erschienen ist. Und sie griff das Stichwort „Übersetzung“ auf, um zum Thema des Abends überzuleiten, und zwar zum Buch „Der undogmatische Hund“ mit dem Untertitel „Eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau, einem Mann und einem Jack Russell“.
Geschrieben hat es das Autorenpaar Schenk und Scheck. Darin übersetzten sie den Blick ihres Hundes Stubbs auf die Welt und Literatur in eine „menschliche Sprache“. Humorvoll, originell erzählen sie die Geschichte Stubbs, aber auch ein wenig die Geschichte des Hundes und dessen Spuren in der Literatur. Seit Argos vor Freude über das Wiedersehen mit Odysseus tot umfiel, wimmelt es in der Weltliteratur nur so von Hunden.
Unterhaltsam plauderten und lasen die Autoren über ihren Alltag mit Stubbs, den sie nach einem berühmten englischen Tiermaler des 18. Jahrhundert benannt haben, kommentierten die Kapitel, die jeweils als Hommage an berühmte Schriftsteller wie Tucholsky, Thomas Mann, Virginia Woolf oder Jack London gedacht sind, und ließen Stubbs selbst im Ruhrpott-Dialekt zu Wort kommen.
Stubbs hingegen schwieg die meiste Zeit, er machte sich auf einem Deckchen bequem und stimmte allem mit einem fröhlichen Schwanzwedeln zu. Auf die Fragen der Moderatorin, wie sie auf die Idee kamen, ein Buch über ihren Hund zu schreiben, antwortete Denis Scheck scherzhaft: „Unser Hund unterschrieb vor neun Jahren bei Kiepenheuer & Witsch einen Verlagsvertrag, hat den Vorschuss unverschämterweise verfressen und versoffen, setzte uns dann so unter Zugzwang, dass wir es nun in der Pandemie fertiggeschrieben haben.“
Was an dem Buch überrascht, ist seine sich stets verändernde Form, meinte Insa Wilke, die Offenheit, mit der die Autoren über ihren Alltag erzählen, aber auch größere Themen wie tierethische, politische Fragen ansprechen. Natürlich geht es auch um Aspekte der Kulturgeschichte, der Beziehung zwischen Mensch und Tier, vor allem aber geht es um Literatur, die so vergnüglich dargeboten, unglaublich viel Spaß macht.
Info: Denis Scheck, Christina Schenk „Der undogmatische Hund“, Kiepenheuer & Witsch 2021, 285 Seiten, 22 Euro
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