Mannheim. Aus den Boxen von der Bühne schallt der Kulthit „Macarena“, eine Gruppe Besucher tanzt gutgelaunt zu den mitreißenden Rhythmen. Der köstliche Duft von frischgegrilltem Fleisch umweht die Nasen. Tänzerinnen und Tänzer aus Ländern wie Venezuela, Cuba, Bolivien, Columbien oder Mexico ziehen die Besucher mit ihren Folkloredarbietungen in ihren Bann. Der Alte Meßplatz ist am Wochenende ganz im Zeichen von Urlaub in Mittel- und Südamerika gestanden. Bereits zum dritten Mal hat die O&M Event Gastro GmbH das Lateinamerikanische Wochenende in Mannheim auf die Beine gestellt. Nach der gelungenen Premiere und erfolgreichen Nachfolgeveranstaltung auf dem Gelände des Mannheimer Morgen ist das Fest dieses Mal umgezogen – nun verwandeln die Veranstalter die Neckarstadt-West in eine bunte Latino-Partymeile.
13 Foodtrucks locken mit authentischem Streetfood aus Ländern wie Peru, Brasilien, Kolumbien, der Dominkanischen Republik, Argentinien, Uruguay und Portugal. Und die Besucher strömen am ersten Tag in Scharen auf das Gelände, auch obwohl das Wetter nicht ganz so sommerlich ist, wie es sein könnte. Rund 600 Besucher haben den ersten Festivaltag genutzt, um mal wieder ausgelassen zu feiern. „Für einen Freitag ist es gut besucht“, sagt Mitarbeiterin Diana Gil zufrieden. Am Samstag zeigt sich Mannheim dagegen mit strahlendem Sommerwetter. Mehr als 2000 Gäste sind dabei.
Querschnitt der Kulturen
Das facettenreiche Rahmenprogramm repräsentiert einen faszinierenden Querschnitt der Kulturen. Mit Folklore werden die Gäste ins sonnige Venezuela entführt, während der temperamentvolle Auftritt der Gruppe Catrinas de Alemania mit ihren Tänzen einen Hauch von Mexiko in die Quadratestadt bringt. Beim Zumba ist Mitmachen ausdrücklich erwünscht – wobei bei der mitreißenden Latinomusik das Stillstizen ohnehin schwerfallen dürfte. Einer der Highlights ist Livemusik von Ney Portales. Zusammen mit Gonzalo Aguinre reißt er die Massen mit fetzigen und fröhlichen Lationsounds mit. Die beiden Männer transportieren pure Lebensfreude ins Publikum. Groß und klein bejubeln sie, als sie die Hüften zu den leidenschaftlichen Liedern kreisen lassen. Wenn das Duo den Reggaeton-Hit „Pepas“ von Farruko singt, kennt die Menge kein Halten mehr: Sie tanzen ausgelassen zu dem powervollen Clubsong.

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Doch nicht nur das Bühnenprogramm bringt das Flair von Lateinamerika auf den Platz. Händler präsentieren traditionelle Handwerkskunst. Am Stand von Eric Guarniz Aranda, der in Frankfurt den Laden Chachiaartes betreibt, finden Schmuckfreunde unter anderem Ohrringe, Ketten und Ringe nach peruanischer Tradition. Zudem darf auf dem Markt geschlemmt werden. Spezialitäten aus den verschiedenen Ländern lassen den Besuchern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Olga und Sol verführen mit mexikanischem Streetfood bei „Chilitos“. „Der Renner sind unsere Tacos mit Rindfleisch, die zudem mit Zwiebeln und Koriander gefüllt sind“, verrät Olga und ihre Augen leuchten. Dazu gibt es Guacamole. „Und eine scharfe Soße.“ Mercedes und Patricia lassen sich das nicht entgehen. Sie stammen ursprünglich aus der Dominikanischen Republik. Bei den Köstlichkeiten aus Mexiko können die beiden jungen Frauen aber nicht widerstehen. „Ich muss das mal probieren“, sagt Mercedes und deutet auf ihren pikanten Taco. Mercedes genießt die Party. „Das ist unsere Kultur“, sagt sie stolz. „Ich fühle mich wie in meinem eigenen Land.“ Um das Heimatgefühl so viel wie möglich zu bekommen, besucht sie das Festival an allen drei Tagen.
Der Stand von „Latin Lover“ entführt die Besucher kulinarisch nach Venezuela. Ernesto Rodriguez und Orian Mendez verkaufen die Leckereien, die Gabriel Cardenas zubereitet. Unter anderem auch Tequenos: Die gefüllten Teigröllchen gehen weg wie warme Semmeln. Auch die Maisfladen Arepas, die mit Reis, schwarzen Bohnen und Kochbananen gefüllt werden, kommen an, so Rodriguez. Bei Empanadas el Amico kredenzen Alejandro und sein Team delikate glutenfreie Empanadas aus Columbien mit verschiedenen Füllungen wie Rind, Gemüse und Hühnchen, aber auch Nutella.
Heimatgefühle
Paola Da Silva Schader kommt ursprünglich aus Brasilien. Gemeinsam mit Carlos Artiaga, einem Freund der seine Wurzeln in El Savador hat, probieren sie sich durch das Sortiment. Sie essen Tacos, Empanas, Yucas aber auch Churros. „Das Essen war sehr lecker“, lobt die Heppenheimerin. Auch das Fest kommt bei ihr an. „Das gibt mir ein Heimatgefühl.“ Brett und Debbie Gregory sind mit ihrem kleinen Sohn Quinn auf dem Markt. Die Mannheimerin würde sich zwar noch mehr Auswahl wünschen, genießt aber die Atmosphäre. „Die Idee finde ich gut“. Ihr Mann hat bereits Mexico, Puerto Rico und die Dominikanische Republik bereist und findet das Essen authentisch.
Patricia und ihre Kolleginnen von Multikulti sorgen dafür, dass sich die Gäste wie in der Dominikanischen Republik fühlen. Sie tischen unter anderem Pica Pollo, pikant frittierte Hähnchenteile auf, aber auch Mondago con tostones de Platano, hinter dem sich Kutteln verbergen. Andrea kostet sie. „Das hat mir richtig gut geschmeckt“, lobt die junge Mannheimerin begeistert. Ansonsten lassen sie und ihre Freunde Richta, Salima und Suzana süße Churros schmecken. Richta ist von dem Cocktail Caipirinha begeistert. Er war bereits vergangenes Jahr auf dem Lateinamerikanischen Wochenende, während die anderen drei zum ersten Mal auf dem Festival sind. Das Quartett hat sich erst gegen 21 Uhr spontan dazu entschlossen, zu den Feierlichkeiten zu kommen. Sie bedauern zwar, dass bereits um 22 Uhr Schluss ist, haben aber Verständnis. „Ich kann das aber auch verstehen, wegen den Anwohnern“, sagt Salima. Die vier Freunde haben zufällig vom Lateinamerikanischen Wochenende erfahren. Salima wünscht sich, dass beim nächsten Mal stärker für die Veranstaltung geworben wird. Ansonsten genießen sie die laue Sommernacht in der Stadt und finden es gut, dass sie auf dem Fest die verschiedenen lateinamerikanischen Kulturen kennenlernen können. Andrea gefällt der Kunsthandwerkmarkt. „Die Stände sind schön.“ Richta findet es gut, dass die Wartezeiten an den Essenständen dieses Mal kürzer sind. Suzana lobt die gute Stimmung. „Die Leute tanzen, alles sind fröhlich und happy“, sagt die Mannheimerin begeistert. „Die Menschen hier sind zugänglich und offen.“
Am Sonntag beenden jedoch Gewitter und Regen das temperamentvolle Spektakel. Gegen 17 Uhr muss das Festival drei Stunden früher als geplant schließen, so Gil. Ansonsten ist sie zufrieden. Die Planungen für das nächste Lateinamerikanische Wochenende in der Region sind bereits in Gange: Vom 17. Bis 19. Juni findet die Veranstaltung auf dem Meßplatz in Heidelberg statt. „Da hoffen wir auf besseres Wetter.“
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