Kurpfälzer

Kurpfälzisches Kammerorchester testet seine Grenzen aus

Atemberaubend sinfonisch klingt Tschaikowskys Streichsextett in der Version für Kammerorchester - jedenfalls, wenn die "Kurpfälzer" es mit Hans-Peter Hofmann am ersten Pult spielen

Von 
Bertold Planer-Friedrich
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Hans-Peter Hofmann, Konzertmeister und Orchesterleiter, kündigt an, man werde an die Grenzen gehen. Die Musiker des Kurpfälzischen Kammerorchesters haben sich im Rittersaal des Schlosses eine erstaunliche Herausforderung gesetzt. Man wolle sich selbst pushen, das Orchester in den Vordergrund stellen, so Hofmann. Im Mittelpunkt steht Tschaikowsky. Sein Streichsextett in d-Moll „Souvenir de Florence“ wird ohne weitere Bearbeitung auf sechs Stimmgruppen im Orchester aufgeteilt. Dass das Stück eher selten gespielt wird, mag an der Dimension der Aufgabe liegen.

Streichquartett und Tutti

Zuerst und vor der Pause beginnt das ausschließlich der Romantik gewidmete Programm mit Anton Stepanowitsch Arenskis Variationen über ein Thema von Tschaikowsky op. 35a und Edward Elgars Introduktion und Allegro op. 47 für Streichquartett und Streichorchester. Arenskis Variationen sind abwechslungsreich. Tänzerische Passagen folgen auf liedhafte Bögen. Die Bezugnahme auf die Volksmusik ist deutlich.

Bei Elgars Komposition stehen sich das Streichquartett, das sind die jeweiligen Stimmführer, also hier Hans-Peter Hofmann und Robert Korn, Violine, Marian Gorski, Bratsche, und Christoph Eberle, Cello, und das restliche Orchester gegenüber. Die Stimmen des Quartetts sind solistisch und melodiös ausgestaltet. Das Orchester hat dafür deutlich mehr Material zu bewältigen.

Nach der Pause geht Tschaikowsky mit einem kleinen Auftakt unmittelbar zur Sache. Der erste Satz eröffnet mit einem kraftvollen Thema. Die teilweise parallelen Stimmführungen werden durch das Orchester stark umgesetzt. Mit feiner Dynamik wird die Sentimentalität der Komposition vermittelt. Das Adagio, beginnt mysteriös mit chromatischen Verschränkungen. Erste Geige und Cello setzen über dem Pizzicato der Unterstimmen zu einer Barcarole, einem emotionalen Gondellied, an. Konzertmeister Hofmann ist hochkonzentriert und präsent, während er Einsätze und Phrasierungen mit kleinen Zeichen und Gesten steuert. Die hohe Intensität führt in jeder Hinsicht zum Austesten der Belastungsgrenzen, so dass Hofmann vor dem dritten Satz eine kurze Pause einlegen muss.

Nach dem volksliedhaften dritten Satz, einem Scherzo, setzt der vierte Satz, Allegro vivace, der sich zu einer sechsstimmigen Fuge steigert, den fulminanten Schlusspunkt. Als hätte Tschaikowsky klanglich vergessen machen wollen, dass keine Bläser besetzt sind, ist die Wirkung der Komposition atemberaubend symphonisch. Das Publikum im gut zur Hälfte gefüllten Saal belohnt die Musiker mit viel Applaus und Bravorufen.

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