Auf den ersten Blick wirkt Johann König so unschuldig, als könnte ihm kein unflätiges Wort über die Lippen kommen. Doch der Schein trügt: Wenn er mit einem Mix aus witzigen Begebenheiten und derben Zoten für kurzweilige Unterhaltung sorgt, bleiben die Lachsalven nicht aus. Mit betont trockenem Humor und seiner charakteristischen brüchigen Stimme amüsierte er die rund 1300 Gäste zwei Stunden lang. Im ausverkauften Musensaal des Rosengartens brachte er am Freitag sein achtes Soloprogramm „Wer Pläne macht wird ausgelacht“, auf die Bühne.
Der 51-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Johannes Köhn heißt, präsentiert sich in Höchstform. Die Basis seiner humorigen Geschichten ist, wie so oft, sein Familienalltag mit schlagfertiger Ehefrau und drei Kindern. In Sachen Einsparen von CO2 hat der Künstler so manche Tipps parat. Statt die Kinder mit auf die Seychellen zu nehmen, könnte man diese mit dem Fahrrad ins Sauerland schicken. Das käme auch der Kinderhaut zugute, die auf diese Weise vor Sonnenbrand geschützt würde, fügt er genüsslich hinzu. Seine Sprösslinge seien Vegetarier. Auch sonst hätten sie ein Bewusstsein für die Natur und bereits eine „Fridays For Future“-Veranstaltung besucht. König selbst sei das auch schon passiert, nämlich, als er im Discounter 40 Bratwürste zum Spottpreis erstehen wollte.
Seine zehnjährige Tochter hat so manchen frechen Spruch in petto. Als König sie bat, vier Körperteile zu nennen, lautete ihre Antwort: „Hals, Maul, Arsch, Gesicht“. In Sachen Erziehung versucht er es gern mit unkonventionellen Methoden. Sein Versuch, die Kids zum Mithelfen zu motivieren, indem er das W-Lan-Passwort peu à peu im Gegenzug zu geleisteten Hausarbeiten freigibt, geht nach hinten los. Denn auch seine Frau macht sich dieses Vorgehen bei ihm zunutze. Überhaupt bietet ihm seine Ehe viel Stoff zum Erzählen. Er liebe seine Frau, mag es aber zu ärgern, indem er ihr die Botschaft „Die Nachricht wurde gelöscht“ in Kursivschrift schickt und dann in den Flugmodus gehe. Dafür schätze er ihre Ehrlichkeit. „Mit der neuen Brille siehst du scheiße aus“, habe sie ihm an den Kopf geworfen, worauf er gesagt habe: „Ich habe keine neue Brille“ und sie ihm „Ja, ich weiß. Aber ich“ entgegnete. Wenn sie ihm alkoholfreies Bier serviere, räche er sich, indem er aus ihrem Vibrator die Batterien entferne. Das Thema Hausarbeit sorgt ebenfalls für Spannungen.
König liest auch vor. So erfährt der Saal, dass sein Lieblingstag der Vormittag ist. Selbst alltägliche Dinge, wie der Einkauf, werden bei ihm zum kuriosen Happening, etwa wenn er den Supermarkt dank Self-Checkout-Kassen mit zehn Artikeln zum Preis vom einen verlässt.
Der Comedian lässt es sich nicht nehmen, darüber zu philosophieren, dass es Menschen gibt, die er zwar nicht kenne, aber ihm finanziell unter die Arme greifen möchten. So gibt er unter anderem schlecht übersetzte Mails zum Besten, die ihm millionenschwere Erbschaftsfonds und andere Geldsegen versprechen. Wenn er auf die Mails mit lakonischen Kommentaren reagiert, kennt das Publikum kein Halten mehr. Außerdem singt er, liest Witze vor, die die Besucher ins Gästebuch geschrieben haben, und erklärt, dass er und die Zuschauer eine Art Liebesverhältnis haben: „Ihr seid süchtig nach meinen Späßen und ich bin finanziell von euch abhängig.“ Nach einer Jonglier-Einlage auf Rollschuhen verabschiedet sich König unter tosendem Beifall.
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