Kunst

Kunst mit Nazi-Symbolik: Umstrittene Ausstellung in Hafenateliers in Mannheim

Im Alten Güteramt wurde die Ausstellung abgesagt. Künstler hatten protestiert. Nun sind die umstrittenen Exponate von Astrit Cobanaj in den Hafenateliers zu sehen. Ein Blick in die Ausstellung

Von 
Dr. Susanne Kaeppele
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Blick in die Ausstellung mit Astrit Cobanajs Kunst. © Hafenateliers

Mannheim. Streit um Bildende Kunst: Kann es etwas Besseres geben? Statt dem ewigen Einerlei samt der ewigen Einigkeit über die immer gleiche Kunst wird sich gestritten, richtig heftig bis zum Verbot einer Ausstellung. Im Atelierhaus Altes Güteramt im Hafen brodelte es heftig, bis es zum Auszug der Künstler Manfred Binzer samt dem angegriffenen Astrit Cobanaj kam, dann beruhigte sich die Lage ein wenig.

Ausstellung mit umstrittenen Exponaten

Jetzt ist bis einschließlich 17. Juli eine Ausstellung mit den umstrittenen Kopfbedeckungen des in Albanien geborenen Künstlers in den neuen Räumen „Hafenateliers“ zu sehen. Ist die Unruhe, ja, der Streit um die Kunstfreiheit in diesem Kontext von außen überhaupt nachvollziehbar? Da nützt vielleicht ein Blick auf die umstrittene Kunst.

Ausgebildeter Bildhauer

  •  Astrit Cobanaj wurde 1959 in Albanien geboren, studierte an der Universität von Tirana, ist ausgebildeter Bildhauer für klassische Plastik und Großplastik.
  • Astrit Cobanaj lebte lange in Italien und ist erst seit vier Jahren in Deutschland. In einem Nebenraum wird noch eine originelle Diaschau präsentiert, die die einzelnen Kopfbedeckungen locker aneinanderreiht und damit ihren jeweiligen Bedeutungsinhalt ad absurdum führt.
  • Info: Hafenateliers, Mühlenstr. 1, 14. Juli, 18-22 Uhr, 15. Juli 16-22 Uhr, 16. Juli 11-16 Uhr.

In einem großen Raum stehen auf weißen Sockeln zahlreiche weiße Kopfbedeckungen aus Gips. Bei näherer Betrachtung handelt es sich um verschiedene Sorten von Helmen, aber auch Strickmützen oder Baskenmützen. Alles hat eine andere Konnotation: Die Helme und ihre militärische Grundvoraussetzung öffnen einen ganz anderen Bereich als die anderen Kopfbedeckungen.

Sofort geht es in unserem Denken um Krieg jedweder Art, sei es vor 500 Jahren oder heute in der Ukraine. Und wir alle haben Erinnerungen, wenn nicht an die eigene Geschichte, so doch an alte Fotos aus den Familienalben unserer Väter oder Großväter.

Pudelmützen spielen eine Rolle

Großartig, weil sie sehr fremd wirken, sind die mittelalterlichen Helme mit Sehschlitz und Halsbedeckung oder der Spangenhelm aus der Spätantike. Oder der Helm des Skanderbeg, einem albanischen Militärkommandant und Nationalheld, der im 15. Jahrhundert lebte. Auf dem eigentlichen Helm befindet sich noch ein gehörnter Ziegenkopf, der als altes Herrschafts- und Potenzsymbol gilt.

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Aber der Anlass für den Streit waren natürlich eher zeitgenössische Helme, etwa die der deutschen Wehrmacht bis in den Nationalsozialismus. In der historischen Aufreihung hier verliert sich dieser Grund jedoch völlig, es wird ja nur ein geschichtlicher Überblick mit künstlerischen Mitteln über den Kopfschutz im Krieg während der Jahrhunderte gegeben.

Den Ursprung von alledem markiert ein nackter Totenschädel in der Mitte des Saals: Knochenweiß steckt er in uns allen, egal ob Mann oder Frau, ob Kind oder Greis. Das Gehirn, das der Schädel schützt, ist ja verantwortlich für alles Heil und Unheil dieser Welt. Großes Kino in Weiß, wie die Zinnsoldaten sind die Helme aufgereiht, aber auch die anderen Kopfbedeckungen, wie Baskenmütze oder Strickmütze, die den jeweiligen Kopf liebevoll bedeckt.

Hier handelt es sich bei den Unterschieden eher um kulturelle oder nationale Fragen, teilweise auch etwas altertümlich beziehungsweise originell umgedeutet, etwa die Pudelmütze als aktueller Modetrend im Winter.

Freie Autorin Freiberufliche KunsthisitorikerinSchwerpunkte: Aktuelle, zeitgenössische Kunst, Videokunst, Fotografie,Klass. Moderne, Renaissance

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