Konzert

Krautrock-Kultband Guru Guru spielt im 7er Club in Mannheim

Guru Guru begeistern mit psychedelischer Extravaganz und anarchischem Witz im Mannheimer 7er Club. Mit ihrer Bühnenshow und dem neuen Track 'Free Krautrock!' liefert die Band einen Vorgeschmack auf ihr nächstes Album

Von 
Martin Vögele
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Guru-Guru-Schlagzeuger Mani Neumeier. © Thomas Troester

In der Zugabe lässt er wieder einmal die Stielaugen seiner schratigen, von Guru-Guru-Schlagzeuger Mani Neumeier getragenen Maske blitzen: „Der Elektrolurch“. Selbiger ist Song und theatrale Inszenierung zugleich, man könnt vielleicht sagen: Die Strom-schillernde Manifestation eines Bandgeistes, der zwischen Psychedelic Rock, Free Jazz und Avantgarde changiert. Viele sagen schlichtweg, dass Guru Guru zu den bedeutendsten Vertretern des Krautrock zählen, auch wenn die Band selbst mit diesem Begriff lange haderte, bis sie damit ihren Frieden schloss.

Häufige Wechsel

Seit sagenhaften 55 Jahren existiert die Gruppe mittlerweile, da fällt die eine Stunde Zeitdifferenz zwischen angekündigtem und tatsächlichem Konzertbeginn im Mannheimer 7er Club relativ gesehen kaum ins Gewicht. Auf 1968 datiert die Geburtsstunde, die Guru Guru auf ihrer aktuellen Tour feiern. Damals schon dabei war der Free-Jazz-Schlagzeuger, Sänger und Performer Mani Neumeier, 82 Jahre alt ist er heute. Nicht sehr viel später, 1972, stieg Roland Schaeffer (erstmals) mit in die Band ein, der dort an Gitarre, Gesang, Saxofon und der indischen Kegeloboe Nadaswaram reüssiert. Bassist und Sänger Peter Kühmstedt folgte 1977 (auch er mit zwischenzeitlicher Guru-Guru-Pause), Keyboarder und Vokalist Zeus B. Held komplettierte 2020 die über die Jahrzehnte häufig wechselnde Bandbesetzung.

Mit dem psychedelisch züngelnden Drive von „Dark Blue Star“ eröffnen die Vier ihren Auftritt vor passabel besuchtem Haus, „Wonderland“ liefert bald darauf jazzig angereicherten Blues-Rock, und „Living In The Woods“ lässt Neumeier – eine Stehtrommel hat er dazu an den Bühnenrand gerückt – mit tiefer, rauer Stimme hypnotisch gründeln.

Bei dem von Schaeffer gesungenen Stück „Space Baby“ löst die Band dagegen gleichsam alle irdischen Bande, um einen schimmernden Kometenschweif durchs Weltall zu ziehen. „Rock ‘n’ Roll Machine“, Kühmstedt steht hierbei dem Mikrofon-Verbund vor, setzt kompakte Groove-Impulse, und auch die vielfach verschlungene Rock-Extravaganza „Ooga Booga“ fehlt nicht im Programm. Mit „Pow Wow“ spielen Guru Guru auch ein Slide-Gitarren-Stück des unvergessenen, 2016 verstorbenen Bandmitglieds Hans Reffert.

Spielen auch neues Stück

Über die reine Musikalität hinaus besticht die Formation in gewohnter Manier mit anarchischem Witz und Kunstsinn – es gibt etwa ein launiges Tröten-Duett zwischen Neumeier und Schaeffer (bei „Izmiz“) oder die japanisch assoziierte „Kabuki Dream“-Performance und eine Schlagwerksammelsurium-aus-dem-Sack-Einlage des Guru-Guru-Gründers. Außerdem stellt das Quartett das fabelhaft Orgel-schwere neue Stück „Free Krautrock!“ vor, das auf dem für November angekündigten Album „The Incredible World Of Guru Guru“ erscheinen soll. Nach diesem elektrifizierenden Konzert darf man umso gespannter darauf sein.

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