Kabarett

Klavierkabarettist Bodo Wartke stellt im Capitol Mannheim mit seinem Programm „Was, wenn doch?“ intelligente Fragen

Bodo Wartke, adrett gekleidet und mit einem verschmitzten Lächeln, nahm sein Publikum im Mannheimer Capitol mit in seine Gedanken: zwischen Melancholie und Heiterkeit, zwischen persönlichen Geschichten und musikalischen Experimenten

Von 
Tanja Capuana
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Bringt Humorvolles auf die Bühne: Bodo Wartke. © Tanja Capuana

Graue Karohose mit passender Weste und Brille: Auf den ersten Blick wirkt Bodo Wartke so adrett, dass man ihm guten Gewissens seine persönlichen Geldgeschäfte überlassen würde. Doch der Schein trügt. Denn der Klavierkabarettist ist ein Connaisseur der gepflegten Wortakrobatik. Im ausverkauften Capitol hat der 46-Jährige am Mittwoch mit seinem Programm „Was, wenn doch?“ brilliert. Neben dem Piano kommen dabei auch Ukulele und Cajon zum Einsatz.

„Heute sind ein paar Lieder dabei, mit denen habt ihr wahrscheinlich nicht gerechnet“, verkündet er mit seinem charakteristischen verschmitzten Lächeln. Dazu zählt das flotte „Ménage à trois“. Dabei gibt er zu bedenken, dass er sich die Männerphantasie weniger überfordernd vorgestellt habe. „Jetzt bin ich beschäftigt mit Mulitasking“, singt er. Unterstützt wird er im Laufe des Abends mehrfach von seiner Bühnenpartnerin Melanie Haupt, die als ausgebildete Sängerin und Tänzerin begeistert, etwa im mitreißenden Duett „Avec plaisir“. Dazu gehört auch eine Charleston-Einlage.

Bodo Wartke will Zuhörer zum Nachdenken anregen

So singt er mit seiner warmen, tiefen Stimme in „Eva“ darüber, wie ihn alles um ihn herum an seine unerfüllte Liebe erinnert. Außerdem sinniert er in „A liebt B – Alphabetischer Breakdown“ darüber, dass viele Beziehungen erst gar nicht zustande kommen, da Gefühle häufig nicht erwidert werden. Mit seinem Auftritt möchte der sympathische Musiker nicht nur amüsieren, sondern auch zum Nachdenken anregen. Die wunderschöne Ballade „Das falsche Pferd“ beschäftigt sich mit dem Gedanken, wie sich die Welt zum Positiven wandeln könnte, wenn man den Mut zum Wandel hätte. Eine starke politische Botschaft gegen religiösen Fanatismus und seine Folgen verbreitet er mit dem melancholischen „Nicht in meinem Namen“. Der Künstler plaudert zwischendurch aus dem Nähkästchen. „Ich habe zwei Studien erfolgreich abgebrochen“, verrät er grinsend. Nämlich Physik und Musik.

Mit feinem Witz und subtilen Anspielungen

Wartke, den schon mal im Wartezimmer beim Arzt die Muse küsst, zieht das Publikum mit seiner unaufgeregten Art in seinen Bann. Sein intelligenter Humor besteht vor allem aus feinem Witz und subtilen Anspielungen statt Schenkelklopfern. Zur Berieselung eignen sich seine Lieder nicht, man muss gut zuhören, um sämtliche Nuancen der Komik erfassen zu können.

Ihm gelingt es, selbst schlüpfrige Themen wie Erotik so niveauvoll zu präsentieren, dass sie nicht unter die Gürtellinie gehen. Nicht zuletzt überlegt Wartke, wie die Geschichten bei Zungenbrechern eigentlich weitergehen. Außerdem hüllt er die Texte aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in ein moderneres Gewand: Zusammen mit Haupt serviert er daraus ein Duett und sampelt dafür gar „Bohemian Rhapsody“. Nach drei Zugaben verabschiedet er sich unter stehenden Ovationen von den knapp 700 Gästen.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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