Klassik

Kammerchor Mannheim und Sinfonietta führen Mozarts c-Moll-Messe in der Christuskirche auf

Die Aufführung von Kammerchor Mannheim und Sinfonietta vereinte beeindruckende Gesangsleistungen, fein abgestimmte Instrumentalbegleitung und eine leidenschaftliche Interpretation unter der Leitung von Marion Krall

Von 
Uwe Rauschelbach
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Marion Krall leitet den Mannheimer Kammerchor und die Sinfonietta. © Rinderspacher

In chromatischen Schritten sinkt der Bass immer tiefer - dorthin, wo es finster ist und ohne Aussicht auf Helligkeit. Doch die Sopranstimmen durchbrechen die trübe Atmosphäre. Die Resignation scheint einem trotzigen Lebenswillen zu weichen. Der Kammerchor Mannheim folgt jenen Hell-Dunkel-Wechseln im „Kyrie“ von Mozarts großer c-Moll-Messe mit wuchtigem Gesang.

Kraftvolle Interpretation mit beeindruckenden Solisten und dynamischer Leitung

Gemeinsam mit der Sinfonietta Mannheim lässt der Chor in der Christuskirche ein mächtiges Klangtableau entstehen, in das sich der schlanke, klare und schwerelos wirkende Sopran von Solistin Johanna Beier mit feinen Linien einträgt. Kantorin Marion Krall leitet einen Chor mit sicheren Stimmführungen, markanten Tenören und auch in den oberen Lagen kaum beengten Sopranen.

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Die bedächtige, keineswegs verschleppende Gangart wirkt angemessen; dramatische Prozesse lassen sich dank der differenzierten dynamischen Gestaltung nachverfolgen. Die voluminöse Klangfülle aus Chorstimmen, Streichern und Bläsern wirkt wie von sicherer Hand getragen; dem festlich strahlenden „Gloria“ fügen Trompeten und Posaunen goldenen Glanz hinzu. Sopranistin Ramona Laxy gibt der „Laudamus te“-Arie mit natürlicher Stimme eine lebhafte Ausprägung und würdigt die Koloraturen mit geschliffener Spontaneität.

Beide Sängerinnen bilden im „Domine“ ein harmonisch aufeinander abgestimmtes Duett. Doch im „Qui tollis“ bricht wieder Katastrophisches durch. Die scharf punktierten Streicher wirken wie die Schläge einer Geißelung; darauf reagiert der Chorgesang mit authentisch wirkender Erschütterung und Betroffenheit. Marion Krall leitet diese Aufführung mit Sorgfalt und Bedachtheit, gibt den Stimmungsausschlägen Raum, ohne sie expressionistisch auszuschlachten.

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Fabian Kelly tritt dem Sopranduo im „Quoniam“ mit anschmiegsamem, lyrisch getöntem Tenor hinzu, während der gut 40-köpfige Chor die fugierten Strukturen im „Cum sancto spiritu“ sowie im „Sanctus“ mit sicherem und entschiedenem Ausdruck, beweglicher Dynamik und prägnanter Artikulation nachzeichnet. Eine imponierende Gesangsleistung, von der sich auch die Trompetenfanfaren im „Credo“ mitreißen zu lassen scheinen.

In „Et incarnatus est“ ist abermals Johanna Beier zu hören, die diese zentrale Sopranarie mit zärtlich-verklärter Stimmfärbung singt - ein wenig zu verhalten, schieben sich Oboe, Flöte und Fagott als Solostimmen doch recht vernehmlich in den Vordergrund. Im Vokalquartett des „Benedictus“ gesellt sich schließlich Bassist Florian Sauer hinzu. Eine Konstellation, die in Mozarts Messe-Torso leider ein Unikat blieb.

Eena Yoon meistert Haydns Cellokonzert in D-Dur

Eine sehr stimmige, eindrückliche Aufführung dieses kirchenmusikalischen Werkes, mit dem Mozart in einem sich zunehmend säkularisierenden Umfeld fast ein wenig auf verlorenem Posten befand. Entsprechend wirkte der Auftakt dieses Konzerts mit Joseph Haydns Cellokonzert in D-Dur auch wie ein Zugeständnis an die Erwartungen eines Publikums, das der heiter gestimmten Muse zuspricht.

Solistin Eena Yoon, Studentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim, meistert die technisch-virtuosen Schwierigkeiten - schnelle Läufe, Doppelgriffe - mit zunehmender Sicherheit und beeindruckt mit sensibler Tongestaltung, besonders in der Solokadenz des Kopfsatzes wie im kantablen Adagio. Die Sinfonietta Mannheim assistiert mit klangschöner und ausgewogener Instrumentalbegleitung, wenn auch etwas brav und behäbig. In Mozarts Messe ist davon nichts mehr zu spüren.

Freier Autor

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