Zufälle bestimmen manchmal das Leben. Die Cellistin Louise Thiele hat irgendwann eine Fahrradtour Richtung Südfrankreich zu einem Trip nach Asien erweitert, dort ihr Karma gefunden sowie die tiefe spirituelle Veränderung durch die Mutterschaft. Anderer Zufall: Der Gedichtband "Zauberlandschaften" von Hans Dieter Schmidt mit Aquarellen von Robert Eikam gerät ihr in die Hände und lässt sie nicht los. Aus beidem kompiliert sie ein kleines Programm aus Text, Gesang, Klavier und Cello, seltsam verwoben in ganz eigener Herangehensweise, wenn die existenzielle Suche einer "Nomadenmutter" ihre Befriedung im seelischen Gleichgewicht findet.
Empfindung und Meditation
In der Mannheimer Musikbibliothek stellte sie musikalische Assoziationen und zarte Empfindungen vor, die sowohl meditative Aspekte als auch das Öffnen ihrer Innenwelt zu beinhalten scheinen. Denn die Musikerin und Daseinskünstlerin spürt ganz für sich dem Motto "Ich lebe, also bin ich" nach, denn anders wäre ihre Vita nicht zu verstehen. Und ihr Auftritt beginnt mit einer kleinen Überraschung: "Reden ist gerne erlaubt, es muss sich keiner zusammenreißen", ironisiert sie den oft hehren Anspruch ans gängige Konzertleben.
Format, das Neues wagt
Aber Louise Thiele gibt ja auch kein Konzert, sondern sie will unter anderem "Neues wagen, etwas verändern, glücklich sein, vertrauen, loslassen" und diese Maximen über Text, Improvisation und Klang verdeutlichen. Dabei nimmt sie ihre Hörer mit auf eine Reise, während der das Geheimnis um Liebe und nicht gesagte Worte wenigstens ein bisschen gelüftet werden soll: sparsame Tonfolgen, die dadurch um so intensiver wirken, wenn man sich auf sie einlässt; diskret vorgetragene Texte, deren Entschlüsselung gelingen mag, denn ihre Seele schwingt mit.
Während einem bei mancher Opern-Produktion die Zeit lang werden kann, hätte man sich durchaus ein halbes Stündchen mehr von Louise Thiele gewünscht. Die "Zauberlandschaften" des 1930 geborenen Lehrers aus Wertheim findet der Interessent im Internet, "mit leichten Gebrauchsspuren".
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