Kulturpolitik - Das Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) stellt erleichtert seine nächste Saison vor

Hector-Stiftung rettet die Kurpfälzer

Von 
Monika Lanzendörfer
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Scheidet vorzeitig beim KKO aus: Dirigent Stephan Fraas.

© veca

"Uns geht es jetzt besser als zuvor." Das ist die erfreuliche Nachricht des Kurpfälzischen Kammerorchesters (KKO). Obwohl das Land Rheinland-Pfalz seine Zuschüsse bis 2015 etappenweise reduziert, müssen die Erben der "Mannheimer Schule" nicht am Hungertuch nagen, denn die Hector-Stiftung wird das Loch in der Kasse zwei Jahre lang mit maximal 200 000 Euro auffüllen, lautete die erleichternde Mitteilung während der gestrigen Pressekonferenz.

Zwei Überraschungen

Der Orchestervorstand kündigte noch eine zweite Überraschung an: Fünf verschiedene Gastdirigenten werden in der kommenden Spielzeit die Mannheimer Abonnement-Konzerte leiten; darunter auch der Kantor der Dresdener Frauenkirche, Matthias Grünert. Chefdirigent Stefan Fraas zieht sich schon jetzt weitgehend von seinem Posten zurück. An der Pressekonferenz konnte er wegen CD-Aufnahmen nicht teilnehmen. Er wird noch ein Adventskonzert im Schloss Hambach dirigieren und das letzte Mannheimer Abonnement-Konzert am 27./28. April 2013, um sich zu verabschieden.

Der Abgang des Chefs vollzieht sich also sehr plötzlich. Die Meldung, dass Fraas das Kurpfälzische Kammerorchester verlasse, löste vergangene Woche Erstaunen aus (wir berichteten). Die Geschäftsstelle teilte mit, Fraas werde seine Tätigkeit nicht über die Saison 2012/2013 hinaus fortsetzen. Als Grund wurden seine vielfältigen, wachsenden Aufgaben bei der Vogtland Philharmonie und an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth genannt. Dennoch werde er dem KKO künftig als Gastdirigent verbunden bleiben.

Silberstreif am Horizont

Der Vorsitzende des KKO-Trägervereins, Dietmar von Hoyningen Huene, räumt ein, dass der Zeitpunkt für diese Personal-Nachricht "unglücklich" gewesen sei; sie konnte den falschen Eindruck erwecken, die Geldmisere hätte den Chef in die Flucht getrieben. Allerdings stand die zweijährige Unterstützung der Hector-Stiftung schon vorher fest.

Was nach diesen zwei Jahren geschieht, zeichnet sich als Silberstreif am Horizont ab. Es besteht die begründete Hoffnung, dass die Stadt Mannheim und das Land Baden-Württemberg ihre gegenwärtige Förderung um jeweils 40 000 Euro erhöhen. Die Besucherzahlen der Konzerte im Rittersaal halten sich auf hohem Niveau; der Sonntagstermin um 18 Uhr lockt weitere Zuhörer an.

Angesichts der nahezu rosigen Aussichten wird die Chefdirigenten-Stelle in Kürze ausgeschrieben und zu Beginn der Saison 2013/14 neu besetzt werden. Bis dahin ist ein Defilee der Gastdirigenten zu erwarten, die den Anteil der "Mannheimer Schule" am Programm erheblich reduzieren. Dafür sind mehr Werke aus der Wiener Klassik, der Romantik und Zeitgenössisches zu hören. Am 23. März wird das Stück "In Memoriam" des Libanesen Houtaf Khoury uraufgeführt. Die Komposition ist dem Dirigenten Pierre-Dominique Ponnelle gewidmet; der Sohn des Opernregisseurs Jean-Pierre Ponnelle wird dabei die Premiere auch leiten.

Die virtuosen Akzente setzen die Solisten Eckart Hübner (Fagottist und Dirigent), Jens-Peter Maintz (Cello), Giuliano Sommerhalder (Trompete) und Priya Mitchell (Violine). Auf der Einladungsliste der Reihe "Klangkultur mit Tradition" stehen auch Magali Mosnier (Flöte) und Isabelle Moretti (Harfe).

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