Ein „Hallelujah“ auf das alte Jahr? Trotz allem: Ja natürlich. Besonders wenn am Silvesterabend Auszüge aus Händels streckenweise opernhaft anmutenden Oratorium „Messiah“ in der Christuskirche erklingen. Schwungvolle, unterhaltsame und doch dem Thema angemessen ehrfürchtige Darbietung durch das Ensemble Mannheim Vocal und die Sinfonietta Mannheim unter Leitung von Kantorin Marion Krall.
Den Weihnachtsteil mit dem Titel „Verheißung des Messias und Geburt Jesu“ samt dem berühmten Schlusschor aus Georg Friedrich Händels großem Oratorium von 1741 hat die Christuskirche für den Jahresausklang gewählt. „So feierlich wie möglich“ heißt nicht immer „so viel Klasse wie möglich“. Für dieses 70-minütige Konzert hoch oben auf der Empore des Kirchenraums gen Himmel trifft aber beides zu. Wobei einen großen Anteil die vier gut aufgelegten Solisten beitragen.
Mit natürlichem Timbre in ihren Stimmen besonders gesegnet sind Serena Hart (Sopran) und Nicole Schumann (Alt), beides bereits kultivierte Sängerinnen am Anfang ihrer vielversprechenden Karriere. Ihre Stimmfärbung ist ähnlich, so zeigt sich die gemeinsame Qualität besonders im langgezogen meditativen Duett zum Ende des weihnachtlichen Teils. Beim Blick ins Publikum sind in den Gesichtern des Publikums tiefe Andacht und voller Genuss gleichermaßen zu entdecken.
Was schon heißt, dass besonders dieser Teil keine gewöhnliche Weihnachtsliteratur darstellt, sondern – textlich auf alttestamentarischen Zitaten basierend – in oft dramatisch ausgeführten Arien kulminiert. Entertainment im besten Sinne, was heute wie vor knapp 300 Jahren das anspruchsvolle Publikum goutiert. Tenor Christian Rathgeber und Bass-Bariton Michael Roman tragen bei ihren Soli mit großem Stimmumfang und pointiert selbstsicherem Vortrag zum festlichen Gepräge bei.
Virtuosität und Spielfreude
Klar, dass sich die Solisten auch an den eingestreuten Chorälen durch das Ensemble Mannheim Vocal beteiligen, die jederzeit transparent und durchsichtig die kompositorische Virtuosität Händels zum Glänzen bringen. Die Sinfonietta Mannheim zeigt sich in der kleinen Besetzung mit weniger als 18 Musikern trotz später Stunde aufgeweckt und spielfreudig. Dirigentin Marion Krall bindet dies unaufgeregt und konzentriert zu einem fein abgestimmten musikalischen Jahresabschieds-dessert zusammen. Das glückhafte „Hallelujah“ zum Finale findet beim ausgiebigen Plausch vor der Kirchentür bei frühlingshaften Temperaturen seine Fortsetzung. Das Gläschen Sekt wartet zuhause schon!
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-haendels-messiah-gelingt-in-der-mannheimer-christuskirche-_arid,2035778.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html