Enjoy Jazz

Gottesdienst mit einer Maus: Jowee Omicil bei Enjoy Jazz

Ein eigentümliches Konzert war im Rahmen von Enjoy Jazz im Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus zu erleben: Zu hören waren Multiinstrumentalist Jowee Omicil und drei Begleitmusiker

Von 
Uwe Rauschelbach
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Ludwigshafen. Ob er in die Piccoloflöte, das Sopran- oder Tenorsaxofon bläst – stets hat das Spiel von Jowee Omicil etwas Existenzielles. Als ginge es um Entscheidendes, Wegweisendes, das er mit dem Klang seiner Instrumente beschwört. Mit dem Ton verschmilzt die Stimme des Multiinstrumentalisten – genauso wie sein ganzer Körper im Konglomerat der Klänge aus allen Teilen dieser Erde zum Medium wird. Zwischendurch hockt sich der haitianisch-kanadische Musiker, der in der Kirche seines Vaters sozialisiert wurde und weit herumgekommen ist auf der Welt, an den Flügel, spielt eine Sequenz, springt auf, greift zur Trompete, hängt sich zwei Saxofone um und schreit ein paar Verse in den Bühnenhimmel. In dieser Musik weiß man nie so recht, wo sie beginnt und wo sie endet. Es ist ein Gebräu aus Melodiefragmenten, harmonischen Grenzüberschreitungen und einem rhythmisch blubbernden Subtext, den Jendha Manga (Bass) und Arnaud Dolmen sowie Franck Mantegari an den Schlagzeugen mit hypnotischem Stoizismus liefern.

Fernsehmusik und Mozart stehen am Schluss

Über weite Strecken wirkt Omicil tatsächlich wie hypnotisiert, dann wieder eilt er durch den Saal der Ludwigshafener Kulturstätte „Das Haus“, um die etwas schwerfälligen Leute zum Mitsingen zu bewegen. Seine expressive und exaltierte Musik versteht er als kommunikative Geste, und irgendwie ist diese Veranstaltung auch sein Gottesdienst. Wer denkt, mit dem Solo der Titelmelodie „Die Sendung mit der Maus“ sei alles zu Ende, hat sich geirrt: Mit dem Hauptthema aus Mozarts großer g-Moll-Symphonie entlässt Jowee Omicil sein Publikum aus dieser Odyssee.

Freier Autor

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