Jazz - Beim Karlsruher Zeltival trifft Bassist Stanley Clarke den Police-Schlagzeuger Stewart Copeland

Fusionklänge - raffinierter, als die Polizei erlaubt

Von 
Peter Bastian
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Zwei Giganten ihres Genres stehen in Karlsruhe gemeinsam auf der Bühne: der Fusion-Bassist Stanley Clarke und Police-Schlagzeuger Stewart Copeland.

© Bastian

Mit dem Bassisten Stanley Clarke und dem Schlagzeuger Stewart Copeland traf beim Zeltival in Karlsruhe jetzt ein Jazz-Star auf einen Rock-Star. 1976 veröffentlichte Clarke mit "School Days" eines der einflussreichsten Bassalben der jüngeren Jazzgeschichte, ein Jahr später gründete Copeland zusammen mit Sting und Andy Summers mit The Police eine der erfolgreichsten Bands der Rockgeschichte. Clarke wie Copeland sind mit Preisen überhäuft worden und zählen mit Anfang Sechzig zu den lebenden Legenden.

Als Miles Davis vor über 40 Jahren das stilbildende Album "Bitches Brew" herausbrachte, ebnete er zum einen dem Jazzrock den Weg, zum anderen waren in seiner Studiogruppe all die Leiter späterer wichtiger Fusion-Formationen vereint: Mahavishnu Orchestra, Weather Report und Return To Forever. Letztere brachte den Durchbruch für Stanley Clarke, der in dieser All-Star-Band mit Chick Corea, Al Di Meola und Lenny White große Erfolge feierte.

Auf der Höhe der Zeit

Mit einem gestandenen Rock-Schlagzeuger also gingen jetzt Clarke und die die jungen Musiker Ruslan Sirota und Brady Cohan an Keyboards und Gitarre - sie wurden von den beiden Giganten leider etwas erdrückt - an das Werk, ihren modernen Jazzrock zu spielen. Da klingt mal John McLaughlins "Marbles" an, mal John Coltranes "Giant Steps" und mal, nach einem Schlagzeug-Solo, aber nur fast, "Roxanne, der Klassiker " von Police.

Copeland, der dieser Tage seinen 60. Geburtstag feiern wird, ist zwar ein verlässlicher Timekeeper, also einer, der den Beat und das Tempo hält; er spielt energetisch, nuancenreich und dynamisch, aber er ist nun mal kein Jazz-Schlagzeuger. Mit dem Ausruf "We don't play this kind of stuff in rock'n roll!" erkennt er beim Konzert in Karlsruhe nach dem hitzigen "Quiet Afternoon", einem Stück von von Stanley Clarke, etwas außer Atem neidlos an, dass so etwas im Rock 'n' Roll nicht gespielt werde. Immer wieder vermisst man denn auch die Raffinesse der Schlagzeuger, mit denen Clarke schon gearbeitet hat. Alleine auf "School Days" standen ihm Trommel-Virtuosen wie Billy Cobham, Steve Gadd und Gerry Brown zur Verfügung . . .

Clarkes Soli auf dem E-Bass bringen die Zuhörer dagegen auch heute noch zum Staunen, da er die Slap-Technik, also das perkussiv knallende Anschlagen der Saiten mit dem Daumen, mit einer außerordentlichen Virtuosität verbindet. Aber auch auf dem Kontrabass ist er ein großartiger Instrumentalist. War nach seinem Solo in dem Stück "School Days" vor 36 Jahren die Welt eine andere, so hat er dem beim Konzert im Tollhaus nichts mehr hinzugefügt. Wenn er auch damals Melodie und Rhythmus noch genialer verband, so ändert das aber nichts an der Tatsache, dass Stanley Clarke nach wie vor einer der größten Improvisatoren des Jazz ist.

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