Mannheim. Auch ein Star wie Albrecht Mayer kann auf seinem Instrument Oboe häufig nur Bearbeitungen spielen, allzu viele „originale“ Meisterwerke gibt es einfach nicht. Bis heute. Oder etwa doch? Eine Entdeckung ist Camille Saint-Saens‘ späte Sonate für Oboe und Klavier von 1921 allemal, die Mayer mit dem Pianisten Fabian Müller bei den SWR-Festspielen aufführt.
Sie hat Charme - den auch ihr Interpret beweist, bereits vor dem Musikvortrag: Der Oboist hält eine gut gelaunte Rede, spricht im Mozartsaal des Schlosses von dem kleinen „Ausflug“, der in der Saint-Saens-Sonate unternommen werde. Auch in eine sanfte Hügellandschaft „wie bei Neustadt an der Weinstraße“. Und Mayer bläst im zweiten Satz entsprechend anmutig geschwungene Oboen-Linien ins Klavier hinein.
Theo Plath übernimmt den ebenbürtigen Part am Fagott
Es gibt in diesem rein französischen Programm noch einen Doppelrohrblatt-Instrumentalisten: Theo Plath auf dem Fagott. Der ist zwar nicht, wie Mayer, hauptberuflich ein Berliner Philharmoniker, sondern stattdessen „nur“ beim hr-Sinfonieorchester tätig. Aber ebenbürtig ist Plath dennoch, wie er unter anderem in den „Interférences“ belegt, die der in Deutschland unbekannte Komponist Roger Boutry erdacht hat. Er und Fabian Müller würden sich darin andauernd unterbrechen, sagt der Fagottist. Aber es bleibt eine von Avantgarde-Allüren freie, spielerische „Zuhörermusik“. Das gilt für alle aufgeführten Stücke.
Fabian Müller spielt als diesjähriger Residenzkünstler an seinem letzten Abend auch zwei Solonummern von Maurice Ravel. In „Alborada del gracioso“ meistert er die technisch kniffligen Passagen. Und wird pianistisch, wie das Stück verlangt, sogar ein bisschen zudringlich. Fast übergriffig.
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