Mannheim. Um es gleich klarzustellen: Es geht hier nicht um den in Karlsruhe geborenen Deutsch-Italiener Nino d‘ Angelo, der 1983 mit dem Drafi Deutscher Song „Jenseits von Eden“ einen Monsterhit hatte und der sich nun, munter vom Boulevard begleitet, als reuiges, zu seinen Drogen-Eskapaden, gesundheitlichen Schicksalsschlägen, Ehestress und weiß die Schlagerhölle sonst noch als vom Schicksal gebeutelter Wiedergänger versteht.
Nein, dieser Nino D’Angelo, der im ausverkauften Rosengarten zu Gast war, ist da ein ganz anderes Kaliber. Ein „Cantautore“, wie er nur in „Bella Italia“ gedeihen kann. Er stammt aus ärmsten Verhältnissen, hat sich als Hochzeitssänger verdingt – bis Mitte der 70er Jahre der Durchbruch kam. Der mittlerweile 67-Jährige ist ein Superstar und prominentester Vertreter der sogenannten „Neomelodici“, ein Genre, das in Süditalien weit verbreitet ist und die alte Folklore nicht gänzlich vergisst.
Ein Abend voller Schlager und Gemeinschaftserlebnis
Man muss das erlebt haben, wie da im großen Saal, das komplett deutsch italienische Publikum schon vorher singt, sich zuwinkt und Selfies macht. Als Fanzeichen, das Stirnband mit dem Namen des Sängers, der auch als Schauspieler fungiert und dann im weißen Anzug mit ausgebreiteten Armen auf die Bühne stürmt. Los geht ein Volksfest, das aus kompletter Zuneigung besteht. Sage und schreibe 38 Lieder haut er seinen Freunden um die Ohren. Da ist nichts innovativ, es ist gut gemachter Schlagerpop, stark auf Melodiebögen fokussiert, mal rockig angehaucht, mal mit leichtem Pathos oder wohl dosiertem Kitsch ausgestattet.
Der Sänger, angegraut und vorwiegend im Dialekt singend, zeigt sich bei der guten Lightshow gerne selbst auf der Leinwand, wie er gerührt vor noch größeren Massen seine Songs von Sehnsucht, Liebe unter den Sternen, Abschied und Leid singt. Das tut er mit angerauter Stimme. Er ist kein großer Sänger. Manchmal phrasiert er mit der Vokalornamentik arabischer Klänge („maledetto trento“), was soviel heißt wie der verdammte Zug, der die Geliebte davon trägt. Mal ein Hauch Reggae, oft synthiegeschwängerte Balladen, kein Lied ausufernd.
Die fünfköpfige Band hat diese „wunderbare Reise in die 80er“, so der Programmtitel, fest im Griff und D’Angelo, winkt und schüttelt Hände. Immer wieder strömen Männer und Frauen an den Bühnenrand, sanft zurückgedrängt von Ordnern.
Neapels zwei Götter: Maradona und D‘Angelo
D’Angelo ist neben Diego Maradona der zweite „Dio“, der Gott der Stadt Neapel. Der Fußballer spielte von 1984 bis 1991 in Napoli und galt wegen des Erfolges als Heilbringer und wurde so geliebt, dass er nur noch daran zerbrechen konnte. Natürlich sind einige Maradona-Trikots und jede Menge „Azurro“ (hellblau), die Farbe der Stadt, im Saal zu sehen. D’Angelo singt in „Mio Caro Pubblico“ von seinem Leben als Straßenjunge. „Dieser Junge ist ein erfolgreicher Mann, aber mein Herz bleibt dasselbe“. Dafür braucht es nur zwei Minuten und eine clevere Keyboard-Popfigur.
„Er kannte Maradona gut“, erzählt der Manager von D’Angelo, „sie waren befreundet. Beide kamen aus armen Verhältnissen. Das hat Nino nie vergessen“. Drinnen im Saal küsst der Held Kinder und schreibt Autogramme. Als letzter Song natürlich „Napoli“, die Hymne, Fanmeile -Mitsingkitsch, aber angesichts dieser begeisterten Massen alles überstrahlend.
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