„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ sang Connie Francis 1964 und brachte damit die vielfach bedichteten Irrungen und Wirrungen rund um das, was die Welt im Innersten zusammenhält, schlagerhaft auf den Punkt. So treffend, dass Regisseur Bernd Schadewald von der Münchner Komödie im Bayerischen Hof das Liedchen am Anfang und Ende seiner Inszenierung von „Trennung frei Haus“ durch die Lautsprecher des Pfalzbaus schmetterte.
Grandioses Bühnenbild
Mit so viel Pathos die Liebe sonst erhoben wird, so nüchtern kommt sie in dem Stück des Franzosen Tristan Petitgirard daher. Eric ist Inhaber einer Trennungs-Agentur und übernimmt das Trennen für die, die sich nicht trauen. Eines Tages steht er in der Wohnung seiner großen, verflossenen Liebe Pauline. Klar, dass er den Auftrag nicht durchführt. Als dann noch Paulines Liebhaber und Erics Auftraggeber, der es sich anders überlegt hat, dazu stößt, beginnen die Irrungen und Wirrungen.
Die Liebe ist also auf der Flucht. Dafür hat Thomas Pekny eine grandiose Bühne aus einem großen, halboffenen angedeuteten Umzugskarton aus Holz eingerichtet, in dem das Geschehen stattfindet. Und nicht etwa Möbel bespielen die Schauspieler, sondern: Umzugskartons. Über allem hängt eine nackte Glühbirne, die die gewünschte Erhellung für die drei Liebesgeplagten nicht bringt.
Am Ende gibt es keine Überraschungen, der Titel verrät’s, aber so platt ist Petitgirards Stück nicht. Umso weniger in der gelungenen Dramaturgie dieses Abends, die die Motive des Stückes behutsam verstärkt, ohne sie dem Klamauk auszuliefern. Das ist Komödienarbeit auf hohem handwerklichen Niveau.
Auch die Schauspieler bringen Leistung. Katharina Abt gibt die kleinkindliche Diva, von der man sich jedoch weniger Karnevalskünstelei gewünscht hätte. Sven Martinek macht den Liebhaber zum affektierten Lackaffen, ohne dabei selbst in Affektiertheit zu geraten. Beiden voran steht Ingo Naujoks, der den Trennungs-Agenten mit hoher spielerischer Präzision zum natürlichsten aller Menschen macht. Übel nehmen kann man ihm seinen Job so nicht. Scheiden gehört zum Leben eben dazu.
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