Kabarett

Florian Schroeder ermuntert im Capitol zur Selbstkritik

Der Kabarettist und TV-Moderator Florian Schroeder gastiert mit seinem satirischen Jahresrückblick „Schluss jetzt!“ vor vollem Haus im Mannheimer Capitol - und teilt dabei nach allen Seiten satirische Hiebe aus

Von 
Martin Vögele
Lesedauer: 
Florian Schroeder schaute im Capitol zurück aufs Jahr 2023. © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Wir schauen zurück „auf ein Jahr, das einen schlechten Ruf hat, und wie ich finde, völlig zu Unrecht“, stellt Florian Schroeder zu Beginn seines satirischen Jahresrückblicks im Mannheimer Capitol fest. „Es war ein wundervolles Jahr“, das uns „schöne, leichte Themen“ beschert habe, meint der Kabarettist - und macht sich damit eines Falls schamloser Ironie schuldig. Vergleichsweise milde kommt vielleicht noch sein Vergleich zwischen Regierungskurs und dem der Fußballnationalmannschaft daher („Wer käme nach Olaf Scholz? Wer wäre der Rudi Völler der deutschen Politik?“). Aber spätesten beim Thema AfD und dem Blick auf deren „rassistische und faschistische Ideologe“ wird klar, dass Schroeder in seiner „Schluss jetzt!“ betitelten Show keinen versöhnlichen Kuschelkurs fahren wird.

Schroeder stellt in dem mit vielen Einspielfilmen angereicherten Format zugleich fest, dass nicht die Ampelregierung (selbst wenn die definitiv „nicht die beste ist, die wir jemals hatten“) für den Erfolg der Rechten verantwortlich sei. Sondern vielmehr, „und jetzt kommt eine der besten Pointen des ganzen Abends“, so Schroeder: „die AfD-Wähler“. Sich selbst gibt der Satiriker an diesem Abend als „Friedrich-Merz-Fan“ zu erkennen. Schon am Tag, als jener CDU-Parteivorsitzender wurde, habe er gewusst: „Das gibt geniales Material.“

In der Tat kann der Comedian, Parodist und Autor auf haufenweise Material bauen, das ihm 2023 von allen Seiten zugespielt wurde. Entspannt zurücklehnen und selbstzufrieden auf Bauchpinsel-Einheiten warten, kann sich im vollen Capitol-Saal niemand. Auch wenn der „Gesinnungsapplaus in den AfD-Passagen“ ihm zeige, „dass wir alle auf der richtigen Seite stehen, auf der Seite des Guten, nämlich, dass wir alle grün und links sind“, sollte man sich davon weniger geschmeichelt als vielmehr in kritischen Augenschein genommen fühlen. Denn auch über falsche Zirkelschluss-Selbstherrlichkeiten wie „Wir haben eine weiße Weste, wir können keine Antisemiten sein“ gießt Schroeder sein satirisches Ätznatron.

Parodien als Zugabe

In der Pause hat das Publikum Gelegenheit, Karten auszufüllen mit den Dingen, mit denen sie Schluss machen wollen, was von einigen auch für humorige Anmerkungen („Hallo Florian, wirst du dich nach 30 Jahren noch an das Capitol erinnern oder alles vergessen haben, wie der Hubsi Aiwanger?“) genutzt wird. Über satte zweieinhalb Stunden reine Spielzeit geht das Programm, das mit einer launigen „Parodie-Jukebox“-Zugabe endet.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer rufen ihm dabei Namen von Prominenten zu, die der Künstler dann aus dem Stegreif nachahmt, darunter Bülent Ceylan („Isch hab’ die schängschte Hoor! Rogg ‘n’ Roll!“). Fazit: Man geht nicht (nur) zu einer Schroeder-Show, um unbekümmert zu lachen, sondern gleichermaßen, um sich selbst zu hinterfragen. Und das ist immer eine sehr gute Sache.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke