Musikalische Akademie Würzburg - Viele Überraschungen beim ersten Meisterkonzert

Feinmechaniker der Kammermusik

Von 
Klaus Linsenmeyer
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Das erste Meisterkonzert der Musikalischen Akademie im Würzburger Hochschulsaal sorgte für Überraschungen. Da wäre zu nennen der Generalmusikdirektor des Mainfranken Theaters Enrico Calesso, der sich diesmal als exzellenter Pianist vorstellte, und nicht etwa als Kapellmeister, der als Korrepetitor Gesangspartien vom Klavier aus einübt.

Ihm zur Seite spielte der Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Franz Peter Fischer die Violine, dazu gesellte sich der Cellist Orfeo Mandozzi. Zusammen bildeten diese Meister ein in kammermusikalischen Belangen vornehmes Klaviertrio.

Das Programm setzte Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett D-Dur KV 593 in der Bearbeitung für Klaviertrio von Franz Joseph Fröhlich in die Mitte der Vortragsfolge. Ein blühendes Werk, an dessen Wiedergabe man sich eine halbe Stunde lang herrlich ergötzen konnte, zumal sich die Künstler in heiterer Spiellaune befanden und jede noch so kleine Phrase liebevoll auskosteten.

Sprühender Schwung

Auch in den anderen Werken, dem Trio für Klavier, Violine und Violoncello c-Moll op.1/3 von Ludwig van Beethoven und im Klaviertrio H-Dur op.8 von Johannes Brahms vermischten die Musiker sprühenden Schwung mit delikaten Ausformungen des Notenmaterials. Ungemein homogen musizierte das Trio. Kein Instrumentalist drängte sich vor, Auge und Ohr nah am Partner und an der Musik.

Bei Brahms vollzog sich ein Wunderwerk an Leidenschaft, Ausdruck und formaler Strenge. Dies führte zu einer spannungsgeladenen Interpretation. Nuanciert aufeinander abgestimmt, entfachte das Trio eine Menge Feuer, das sich im Stil jener großen Musik nicht verheddert hatte. Im Scherzo des H-Dur-Trios wie in den Menuetten von Beethoven und Mozart trat eine Portion Charme in die Ausführungen. Im Andante und Adagio beeindruckten das sensible Gespür für den melodischen Atem und das elegant mitschwingende Taktgefühl. Der emotionale Gehalt dieser Kompositionen und ihre strukturellen und motivischen Raffinessen funkelten da und dort belebend auf. Alle drei Herren stellten sich als Feinmechaniker der Kammermusik dar.

Die Intonation der beiden Streichinstrumente stimmte, war zauberhaft schlank. Bei dem oft als schwerlastig empfundenen Brahms drückte man nicht zu sehr aufs Gemüt. Romantik malten sie nicht mit dunklen und fetten Farben. Calessos Anschlag am Klavier hatte viele Nuancen parat, veredelte die Melodienseligkeiten und hob dramatischere Abläufe wirkungsvoll, aber nicht kraftstrotzend aus dem prächtigen Flügel.

Die Darbietungen bewahrten künstlerisches Selbstbewusstsein, resultierend aus technischer Fertigkeit, Einfühlungsvermögen und stilistischer Sorgfalt.

Das Zusammenwirken stellte sich zwanglos dar, ohne dem Ego zu frönen. Ein feines Miteinander also, kein Nebeneinander, ausgewogen exaltiert und nirgends temperamentlos. Ein Konzertabend, der sich durch edle Klangkultur auszeichnete. Bravo!

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