Auf ein persönliches Interview mit Dream-Haus-Chef Matt Schwarz zum Fazit der ersten Rock am Ring-Ausgabe unter neuer Führung müssen Medienvertreter dieser Tage ebenso vergebens warten wie auf die sonst über viele Jahre traditionelle Pressekonferenz am Festival-Sonntag. Lediglich auf einige vorbereitete Zitate zur Stellungnahme können die Berichterstatter am Nürburgring zurückgreifen – doch die jedenfalls verlauten durchweg Positives.
Einerseits, weil nach den zwei Jahren pandemischer Pause mehr als 85 000 der insgesamt 90 000 Ticketinhaber aus dem Jahr 2020 tatsächlich in die Eifel reisten. Andererseits, weil Schwarz und sein Team mit Blick auf die Struktur des Festivals einiges änderten – und dabei auf große Akzeptanz bei den Besuchern stießen. Beim Thema Gastronomie setzten die Verantwortlichen erstmals auf wiederverwendbares Geschirr, bezahlt wurde bargeldlos mit den aufladbaren Festival-Armbändern und auch medial kamen mit RTL+ und TikTok zwei neue Verbreitungskanäle hinzu. „Wir haben mit einem neuen Team ein traditionsreiches Festival übernommen und neu aufgesetzt. Dabei wollen wir die einzigartige Atmosphäre am Nürburgring in das Hier und Jetzt tragen“, lässt Schwarz am späten Sonntag verbreiten.
Wer sich diesen Anspruch genauer ansieht, kann nach der Erfahrung des Wochenendes nicht behaupten, er hätte sich nicht in vielerlei Hinsicht erfüllt. Die Euphorie auf dem Festival war – im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren – in den Spitzen zwar noch etwas gedämpft, aber um Längen intensiver als die derzeitige Konkurrenz. Und wer sich nach Müll auf dem Boden umsah, erkannte auf der Rennstrecke zwischen den Bühnen wohl so wenig weggeworfene Becher und Essensverpackungen wie jemals zuvor.
Viele eigene Akzente
Sogar das Catering für Crew und Musiker wurde laut Veranstalter in Bio-Qualität und nach Möglichkeit regional bezogen und selbst beim Thema Ökostrom setzten die Veranstalter durch den Verzicht auf die sonst stets flächendeckend eingesetzten Generatoren eigene Akzente. Ein Streitpunkt blieb das männlich dominierte Lineup des Festivals, das Schwarz in seinem Statement jedoch entsprechend einordnete. So habe man bei der Buchung der Künstler vorwiegend Musiker der wegen Corona abgesagten Ausgaben den Vorzug gegeben und könne so erst ab 2023 komplett eigene gendertechnische Akzente setzen, wie man sie im eigenen Personal zwischen Organisation, Realisierung und PR des Festivals bereits verankert habe.
Insgesamt konstatierte DreamHaus jedoch ein gelungenes Festival, das die „Aufbruchsstimmung“ dieses Jahres nutzen wolle, um sich in wesentlichen Effekten noch weiter zu verbessern. Ob und wie das den Organisatoren im kommenden Jahr gelingen wird, darf man sicher mit Spannung verfolgen.
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