Heidelberger Frühling II

Fagottistin Sophie Dervaux mit dem Mozarteumorchester Salzburg

Es scheint manchmal, als führe das Fagott ein Eigenleben, und Dervaux wirkt dann wie eine Puppenspielerin, die in der Kunst des Bauchredens beschlagen ist, beschreibt unser Kritiker das Konzert in der Universitätsaula

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Hgf
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Das Fagott gilt als der Buffo-Bass unter den Holzblasinstrumenten. Dass er diesen Part auch im Konzert von Mozart spielen darf, verwundert kaum. Sophie Dervaux, sonst Solofagottistin bei den Wiener Philharmonikern, geizt denn auch nicht mit humoristischen Effekten. In der Neuen Heidelberger Universitäts-aula küsst sie ein Instrument mit tausend Möglichkeiten wach, sie schließen sorgloses Gegacker ebenso wie einen bärigen, sonoren „Brumm“ in tiefster Lage ein. Es scheint manchmal, als führe das Fagott ein Eigenleben, und Dervaux wirkt dann wie eine Puppenspielerin, die in der Kunst des Bauchredens beschlagen ist.

Comedy und virtuose Kunst

Im zweiten Stück des Abends mit Beteiligung der 31-jährigen Französin sind Ralph Vaughan Williams’ „Six Studies in English Folksong“ zu erleben. Es geht um das Ausmalen von pastoralen Stimmungsbildern. Freilich nur im Postkartenformat. Aber Sophie Dervaux beherrscht auf ihrem Instrument so gut wie alles. Wie sie nicht zuletzt in ihrer Zugabe beweist, der 24. Caprice von Paganini, wo sich Töne akrobatisch zu überschlagen scheinen: Comedy und virtuose Kunst zugleich – eigentlich ein Stück für große Geiger. Was Dervaux problemlos „überbläst“.

Da tritt das Mozarteumorchester Salzburg in den Hintergrund. Obwohl es einen durchweg inspirierten, engagierten Eindruck macht. Jonathan Bloxham dirigiert, ein junger Brite, der schon in John Dowlands „Lachrimae“ den Streicherklang fein knetet und dann in der „Simple Symphony“ Benjamin Britten auf den Spuren von Prokofjews junggenialer „Symphonie classique“ zeigt. Nur die 101. Haydn-Sinfonie („Die Uhr“) kommt etwas übermotiviert, forciert, fast derb über die Rampe. 

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