Theater - Intendant Gersch

Exilantin mit Esprit

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Wie sie ihre Heimat erlebt und in Erinnerung behalten habe? "Die Pfalz ist ein gelobt' Land, weil alles ist ja gut in unserem lieben Vaterland, Luft, Wasser, Wein, Brot, Fleisch und Fisch", plaudert die Exilantin munter, nascht noch eine Traube und fügt hinzu: "Oft in den Strohhütten leben die Leute mit größerem Vergnügen als in den schönen Palästen und auf dem Thron." Ein Urteil aus berufenem Munde, ist die Dame, die sich zum Auftakt der neuen Reihe "Wort und Wein" im Gläsernen Foyer des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau den Fragen von Intendant Tilmann Gersch stellt, doch keine Geringere als Liselotte von der Pfalz: Geboren 1652 als Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz und mit 19 Jahren an den Herzog von Orléans verheiratet, den Bruder Ludwig des XIV. - der 1688 den Pfälzischen Erbfolgekrieg entfachen sollte.

Erquicklicher Auftakt

Liselottes Seelenleben, ihre Kümmernisse und unverblümt-scharfzüngigen Kontemplationen über Sitten, Eigenarten und Intrigen am Versailler Hof sind der Nachwelt in rund 5000 Briefen erhalten geblieben. Bei "Wort und Wein" (Textfassung: Barbara Wendland) wird sie mit resolut-launiger Nonchalance von Schauspielerin Sybille Weiser verkörpert.

Zum Konzept dieses "Fests der Region, des Weines und der Kultur" zähle, dass neben einer "Person des öffentlichen Interesses" ein prominenter Winzer der Region eingeladen werden soll, erläutert Gersch. Heuer kredenzt das 1655 gegründete Weingut Gabel aus Herxheim drei Weinproben; Familienspross Oliver Gabel erzählt zudem Wissenswertes über die Geschichte des Hauses und die Weinbereitung. Während zur ausverkauften Premiere ein Klaviertrio aus Lehrkräften (Rahel Wittiber: Geige, Dan T. Fahlbusch: Cello, Julia Schifrin: Klavier) Beethoven und Telemann mit prickelndem Esprit interpretiert, sollen in der Folge Kinder und Jugendliche der städtischen Musikschule mitwirken. Nach diesem für Gemüt und Gaumen gleichermaßen erquicklichen Auftakt darf man darauf gespannt sein. mav

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