Hammerharte Akkorde. Mit der Kraft aus den Oberarmen immer wieder in den Steinway-Flügel gemeißelt. Unnachgiebig arbeitet sich da einer der ganz großen Pianisten an Sergej Rachmaninow ab.
Evgeny Kissin macht den Auftakt der Reihe „The Big Four“ im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen zum Ereignis. Langsam, ausdrucksstark und wuchtig im Anschlag setzt er das Hauptmotiv aus dem Klavierkonzert Nr. 3 in d-moll in die Tasten und damit gleich Maßstäbe. Sein Rachmaninow will nicht das virtuose Bravourstück sein, mit dem man sich in Szene setzen und sein Können unter Beweis stellen muss. Das hat Kissin nicht nötig. Er spielt ihn dunkel, schwermütig kontrolliert – mit großem Ton. Und wo die Tonkaskaden atemberaubend schnell hinunterperlen müssen, tun sie das natürlich.
Leuchtende Bläsersoli
Das Orchester der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter seinem Chefdirigenten Pietari Inkinen stellt sich ganz in den Dienst der Sache. Da leuchten die Bläsersoli kantabel auf, die Streicher glänzen. Wie elektrisiert feiert das Publikum den Pianisten nach getaner Schwerstarbeit.
Was soll da noch kommen? Ein zweites Ereignis. Denn Pietari Inkinen, der in Bayreuth diesen Sommer zurecht gefeierte „Ring des Nibelungen“-Dirigent besticht nach einer differenziert und plastisch ausgestalteten „Tannhäuser“-Ouvertüre von Richard Wagner zu Anfang des Abends mit Brahms’ dritter Sinfonie, einem weiteren Schwergewicht der romantischen Literatur. Da steht ein Meister der organischen Entwicklung und Dynamik am Pult mit dem Ohr für Detail und Klangfarben und einer Eleganz bis in die Fingerspitzen seiner modellierenden linken Hand. Ein großer Abend.
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