Wundersame, ja rätselhafte Bilder hängen im Schaufenster und an den Wänden des neuen Ausstellungsraums „Langer“ in der Neckarstadt. Starkfarbig und nicht klar zu identifizieren: Was macht etwa der kleine Junge mit der lilafarbene Blüte, isst er sie etwa? Und die roten Beeren ringsum, verheißen sie Gefahr? Anne Ackermann, die Fotografin, wird uns gleich über ihre ausgestellten Fotografien aufklären, aber zunächst unterhalten wir uns mit den neuen Betreibern des Ausstellungsraums in der Langstraße, der letztes Jahr eröffnet hat.
Elisa Berdica und Arthur Bauer wollen es bewusst als Ausstellungsort für Fotografie in Mannheim etablieren, den es ja derzeit nicht gibt. Die beiden hatten im vergangenen Jahr ein Atelier gesucht, dann den Laden in der Langstraße 20 gefunden, der ihnen sofort gefallen hat, auch wegen der charmanten Treppe im Raum.
Die „Langer“-Inhaber sind selbst Fotografen
Elisa Berdica, geboren 1987 in Albanien, hat in Italien studiert und während ihres Promotionsstudiums der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Uni Mannheim, wo sie auch als Dozentin arbeitet, immer fotografiert.
Arthur Bauer, 1983 in Kasachstan geboren, ist 1991 mit seiner Familie nach Deutschland gezogen. Studium an der Uni Mannheim Politik, Soziologie und Psychologie und immer parallel fotografiert. Mehrere Ausstellungen, etwa im Kunstverein Mannheim „Vor Ort“ (2023) und in Port25 beim Deltabeben 2020.
Anne Ackermann, geboren 1980 in Landstuhl, Studium Visuelle Kommunikation an der HFBK Hamburg 2001-2006, Fotografie und Fotojournalismus in Argentinien, und Dänemark. Sie arbeitet regelmäßig für Magazine wie Mare, SZ Magazin, The New York Times, Stern, Geo, Der Spiegel etc.
Die beiden fotografieren selbst, Arthur Bauer ist schon relativ bekannt in Mannheim, Elisa Berdica hat bei der OFF//FOTO und in der ÖVA-Passage ausgestellt. Elisa Berdica stammt ursprünglich aus Albanien, Arthur Bauer aus Kasachstan, beide leben aber schon lange in Deutschland und sind hier etabliert, etwa ist Elisa Berdica promovierte Psychologin an der Universität Mannheim.
Sie haben dann zunächst ihre eigenen Fotografien ausgestellt, Dokumentarfotografien. Auch er hat an der Uni Mannheim studiert und immer parallel fotografiert. Sie wollen beide ein offenes Konzept – immer Fotografie, aber auch interdisziplinär. Das Nutzungskonzept sieht Vorträge und Artist Talks vor, aber auch Fotoworkshops. Einen mit ukrainischen Geflüchteten hatten sie schon.
Anne Ackermann zeigt die erste Einzelausstellung im „Langer“. Die Fotografin hat sich nach dem Studium in Hamburg an der HFBK und parallel in Buenos Aires (Argentinien) ganz bewusst für ein Leben jenseits deutscher Grenzen entschieden. So lebte sie sieben Jahre lang in Kampala (Uganda). „Ich hatte großen Spaß dabei, habe es gern gemacht. Ich habe so viel gesehen, viel erlebt und die Welt kennengelernt. Darum ging es mir auch immer, mir die Welt zu erschließen.“
Ihre Ausstellungsliste ist beeindruckend. Sie hatte fast eine Art Korrespondentinnenstatus für Magazine international, denn die suchen immer jemanden, der nicht nur kurz nach Afrika fliegt, sondern länger dort lebt. Seit fünf Jahren ist sie wieder hier in der Region und widmet diese Ausstellung ihrem Vater, der starb, als sie acht Jahre alt war. Sehr stark und poetisch wurde die kleine Ausstellung (zudem mit einem Film im Zwischenstock), collagenhaft auch durch die Dias ihres Vaters, von alten Objekten, alles zu einem ganzheitlichen Gefüge montiert.
Anne Ackermann sagt heute, es war gut als Fotografin in Afrika zu bleiben, man lässt sich dann anders darauf ein. „Jetzt ist es aber auch schön, hier geerdet zu werden“, äußert die Künstlerin heute. „Am Anfang war das nicht ganz einfach“, erzählt sie. Was mach ich hier denn eigentlich?, habe sie sich gefragt. „Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass es eine neue Gegenwart ist. Ich glaube, ich musste weggehen, um wieder zurückzukommen; ich bin immer noch viel unterwegs, war auch dieses Jahr sechs mal in Afrika für den Beruf“, sagt sie heute.
Mit zunehmendem Alter werde es immer weniger wichtig, wo man ist, „aber was man macht, wofür man seine Energien gibt, ob es jetzt fotografieren oder Texte sind, das schon.“ Über das Projekt führt sie aus: „Vor zwei oder drei Jahren wusste ich, ich muss das machen, aber jetzt ist es auch gut. Es musste raus, die Geschichte wollte ich erzählen.“ Im Moment nimmt sie eher auf, „aber das Gefühl, die Idee, sie kommt dann irgendwann.“ Und: „Es ist jetzt das erste Mal, dass ich Fotografien mit viel Text ausstelle und auch Film. Der Clip hier ist ganz Basic, einfach Standbilder aneinander gereiht. Ich frage mich schon länger, ob das klappt, aber es geht! Es hat auch etwas Filmisches, eine Geschichte visuell durch die Zeit erzählt.“ Schöne Ausstellung einer sehr bescheidenen Künstlerin!
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