Was ist wirklich wichtig im Leben? In dieser Frage von zwei Preisträgerinnen des Bundeswettbewerbs "Jugend Musiziert" lernen zu können, ist überraschend. Zusammengetan haben sie sich vor drei Jahren eigentlich nur für den Wettbewerb. Da war die Pianistin Charlotte Günther zwölf, die Sopranistin Johanna Brandl knapp fünfzehn. Und skeptisch: Mit einer Zwölfjährigen Musik machen?
Inzwischen ist daraus eine besondere Freundschaft geworden. Jede ist ganz klar eine Persönlichkeit für sich - und doch gibt es dieses Zusammenspiel, wenn sie von sich als Duo sprechen: "Wenn man beim Musizieren mit jemandem im Einklang ist - das ist unglaublich erfüllend." Eine erzählt, die andere führt den Gedanken weiter, sie interagieren, lassen einander Raum. Machen sie so auch Musik? Es ist eine Freude, die beiden zu beobachten. Sie wirken wie ein kleines Universum für sich, wenngleich sie mittlerweile auch gelernt haben, Kritik an der jeweils anderen zu üben.
Erfolg entlohnt für Mühen
Die Musikerinnen genießen den Erfolg, Empfänge in edlem Ambiente und die Einladung der Bundes-Bildungsministerin zum "Tag der Talente" in Berlin. Es sei "ein überwältigendes Gefühl, dass die Leute das loben und gutheißen, wenn man Musik macht", erzählt Charlotte Günther. Das Wichtigste sei aber, mit anderen jungen Menschen in Kontakt zu sein, die ihre Leidenschaft teilen und die nachvollziehen können, was es heißt, teils wochenlang jeden Tag mehrere Stunden auf einen Wettbewerb hinzuarbeiten -und das alles neben der Schule.
Ihre Freude über den ersten Preis auf Bundesebene kann Charlotte Günther fast nur mit ihrer Duopartnerin und deren Umfeld teilen. Die herzliche Freude und der Respekt, den beide an Johanna Brandls Schule, dem Moll-Gymnasium, erfahren - davon kann Charlotte Günther am Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium nur träumen, wie sie in ihrer behutsamen, bescheidenen Art vorsichtig durchblicken lässt.
Es passt zu den jungen Frauen auf dem Weg zum Erwachsensein, dass sie das emotional starke romantische Liedrepertoire besonders anrührt: "Aus dem Walde tritt die Nacht. . . alles nimmt sie, was nur hold." Was Richard Strauss vertont hat, haben die beiden schmerzlich erlebt und miteinander durchgestanden. So sind auch ihre Seelen näher zusammengerückt, und so sind Johanna Brandl und Charlotte Günther über das Musizieren erwachsen geworden: Zwei junge Frauen, die Eigenheiten der Anderen annehmen und die Stärken genießen, die sich gegenseitig zum Durchhalten anspornen - oder nach einem besonderen musikalischen Moment auch mal eine Weile schweigen, weil sie spüren, wie die Musik ihre Seele nährt. Und: die gelernt haben, was es bedeutet, in Worten und Gesten füreinander einzustehen in persönlich harten Zeiten.
Es ist am Ende nicht der Preis als solcher, der zählt. Er ist eher ein Symbol für zwei Menschen, die in ihre Musik ihre gewachsene Persönlichkeit einbringen, und die im Duo, durchs Leben und für die Musik gelernt haben, was wichtig ist: "Dass man Menschen hat, auf die man sich verlassen kann."
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