Judas Priest auf dem Zeltfestival

Edelmetall mit Legenden-Prägung

Von 
Martin Vögele
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Nachdem die großen Black Sabbath vergangenes Jahr ihren formellen Abschied eingereicht haben, bespielt nur noch eine einzige der bahnbrechenden Bands aus den Gründungstagen des Heavy Metal die Musikbühnen der Welt. Bezeichnenderweise ist es ein Sabbath-Song, „War Pigs“, der den Besuchern des Mannheimer Zeltfestivals Rhein-Neckar verkündet, was die Stunde geschlagen hat: Judas Priest betreten das restlos ausverkaufte Palastzelt - um hier mit 3800 Zuschauern eine denkwürdige rund eineinhalbstündige Metal-Zusammenkunft zu feiern.

Passionierter Hochbetrieb

Kommendes Jahr begeht die Gruppe aus dem englischen Birmingham, deren Ursprung in einer 1969 nach Bob Dylans Song „The Ballad Of Frankie Lee And Judas Priest“ benannten Blues-Formation zu suchen ist, ihr 50. Dienstjubiläum. Aber Sänger Rob Halford (66 Jahre, zunächst in schmucke Gold- und Fransen-Kutte gewandet, bevor er sich wieder in das einst von ihm erfundene Leder- und Nieten-Ornat hüllt) und seine Mitstreiter zeigen keinerlei Spuren von Band-altersbedingten Ermüdungserscheinungen. Stimmlich sind die Oktaven-Sprünge des Sängers immer noch frappierend eindrucksvoll und auch an den Instrumenten herrscht ungehemmt passionierter Hochbetrieb.

Personalwechsel wegen Krankheit

Just im März haben die Briten ihr neues Studioalbum „Firepower“ veröffentlicht, mit dessen Intro und Titelstück sie auch in ihr Konzert starten. Leider wird ein Bandmitglied hierbei nur kurz in einer Einspielung auf der Videowand zu sehen sein: Glenn Tipton, der seit 1974 die Priest-Gitarre spielt, ist wegen seiner Anfang des Jahres bekanntgegebenen Parkinson-Erkrankung nicht auf der Tour dabei. Er wird von dem Gitarristen und „Firepower“-Mitproduzenten Andy Sneap vertreten, der die Besetzung mit Richard Faulkner an der zweiten Sechssaitigen, Schlagzeuger Scott Travis und dem Bass-Granden Ian Hill komplettiert.

Vom Edelmetall-Album mit 1976er-Prägung („Sad Wings Of Destiny“) über „Sin After Sin“, „Stained Class“, „Killing Machine“, „British Steel“, „Screaming For Vengeance“, „Defenders Of Faith“ und „Turbo“ bis zu „Painkiller“ und eben „Firepower“ schleudern Judas Priest grandiose Song-Wegmarken aus ihrer Langspieler-Historie. Namentlich seien stellvertretend das seit jeher und wohl auch für alle kommenden Zeiten unschlagbar packende „Breaking The Law“, die Ballade „Night Comes Down“, die furiosen Stücke „Hell Bent For Leather“ (das Halford auf einem modifiziertem Motorrad, einem Chopper, sitzend singt) und „Freewheel Burning“ oder das schlichtweg mitreißende „Tyrant“ genannt.

Zuallerletzt ist es mit „Living After Midnight“ einmal mehr ein Stück vom 1980er-Meilenstein-Album „British Steel“, das unter tosendem Applaus den Auftritt beschließt. Keine Frage: Für den Verfasser markiert dieses Konzert den Höhepunkt des diesjährigen Zeltfestivals; zumal bereits im Vorprogramm von Judas Priest ein Heavy-Metal-Schwergewicht operiert - die US-amerikanische Band Megadeth um Frontmann Dave Mustaine, die ein außerordentlich starkes und musikalisch komplex aufgestelltes Set liefert.

Zeltfestival Rhein-Neckar

Judas Priest und Megadeth rocken das Zeltfestival

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