Erstaunlich gut besucht war das vierte Sinfoniekonzert des Mainfrankentheaters in der Musikhochschule Würzburg, obwohl das Programm keine beim Publikum beliebten Kompositionen ausgewiesen hatte. Immerhin, Neues gab es zu entdecken, um einmal mehr die Musiksprache anderer Tonsetzer zu beleuchten, die nicht immer nur Mozart oder Beethoven heißen.
Die „Metamorphosen“, eine Studie für 23 Solostreicher von Richard Strauss, eröffneten das Konzert. Ihre Ernsthaftigkeit wirkt wegen der späten Erschütterung des Komponisten durch die Zerstörungen des Weltkriegs nach und ist angereichert mit überwiegend endlos resignativen Zügen ohne farbliche Nuancen und ohne Gliederungen des müde sich dahinwälzenden Streichersounds. Trostlosigkeit also im gesamten Klangraum.
Mit voller Hingabe
Dirigent Enrico Calesso hob die Trübseligkeit dieser Musik mit voller Hingabe heraus, pendelnd zwischen dynamisch anschwellenden Höhen und depressiver Versunkenheit. Die kurze „Fanfare for the Common Man“ des Aaron Copland führte die Blechbläser-Formation des Orchesters lautstark aus, ohne Intonationstrübungen und mit Freude an den schmetternden Einwürfen. Weitgehend wichtigere Werke des Abends waren das Konzert für Horn und Orchester Nr.2 Es-Dur von Richard Strauss und die „Symphonischen Metamorphosen über Themen Carl Maria von Webers“, die 1943 in Hindemiths amerikanischem Exil entstanden sind.
Zwischen grell aufgepeitschter und polyphoner Konstruktionskunst bewegt sich dieses repräsentative Hindemith-Portrait, dessen harmonische Kühnheiten mit wechselnden Licht-und Schattenspielen zur respektablen Hochform bis zum brillantesten Fortissimo im Orchester hinauslaufen. Calesso setzte dem scharf rhythmischen Profil einen magisch pochenden Ausdruck gegenüber, wobei sich erneut Blechbläser als leistungsstarkes Team erwiesen haben.
Der Hornsolist Christoph Eß hatte mit den originell wirkenden Passagen dieser Komposition, insbesondere mit dem apart vorgetragenen Rondo des dritten Satzes die Zuhörer zu heftigem Beifall animiert.
Keinen Augenblick kam Langeweile auf, da Eß seinen Part mit variablen Tonbildungen sauber und sicher im Griff gestaltete. Der konzertierende Dialog zwischen dem Horn und Orchester ereignete sich in homogener Ausgewogenheit, technisch wie musikalisch auf hörenswertem Niveau.
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