Es ist schon erstaunlich, wie nah der Klang eines Blasorchesters bisweilen dem eines Sinfonieorchesters sein kann. Flöten, Oboen, Klarinetten oder Saxofone übernehmen die lichten Melodien oder harmonischen Grundierungen, die sonst den Geigen oder Bratschen eigen sind, die Blechbläser-Sektion liefert ohnehin die gewohnte, majestätische Wucht.
Und an guten Arrangements, mit denen die Bläserbesetzung ihre volle Klangpracht entfalten kann, mangelt es der Mannheimer Bläserphilharmonie bei ihrem Rosengarten-Konzert keineswegs! Gemeinsam mit dem neuen venezolanischen Dirigenten Miguel Ercolino durchstreifen die jungen Musiker den amerikanischen Kontinent und setzen Komponisten aus dessen Norden wie Süden aufs Programm. Den Anfang macht Leonard Bernstein mit seiner "Candide"-Ouvertüre, die Ercolino noch ein wenig kräftiger, ausgelassener hätte angehen können, sowie dem schroffen zweiten Satz "Profanation" aus der Sinfonie "Jeremiah".
Die Spielfreude, die die Bläserphilharmonie neben toller spieltechnischer Präzision in der "Symphony for Band" des Bernstein-Zeitgenossen Vincent Persichetti an den Tag legt, scheint dem Werk bereits eingeschrieben: Besonders die Außensätze kommen so frisch daher, weil sie die Hörer mit ungewohnten Wendungen überraschen und immer wieder den harmonischen Boden unter den Füßen wegziehen.
Aufschäumende Leidenschaft
Mit der Erinnerung an den im Januar verstorbenen Dirigenten und Komponisten Klaus Arp beginnt die Bläserphilharmonie die zweite Hälfte. Als "fantasie- und humorvoll" bezeichnet Ercolino den Komponisten in seiner Ansprache - Arps "Tuba Blues" ist ein wunderbarer Beleg dafür. Im Geiste Gershwins scheint dieser Blues geschrieben, und als Reminiszenz an den Blues an sich, mit einem sich wiederholenden Schema mit Call-and-Response-Spielen zwischen den Stimmgruppen und reichlich Posaunen-Glissandi.
"Jetzt wird's heiß!", kündigt Miguel Ercolino das folgende Stück an: In seinem "Danzón Nr. 2" greift der mexikanische Komponist Arturo Márquez den gleichnamigen, mit dem Salsa verwandten kubanischen Tanz auf. Und in der Tat heizt die Bläserphilharmonie dem Saal ordentlich ein. Zum Schluss schließt sich der Kreis mit Bernstein - und mit einer besonderen Verlosung, die Zuhörer aus dem Publikum mitten in die Orchesterreihen versetzt.
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