Hip-Hop, Break-Dance und Rap haben endlich den Weg von der Straße auf die Theaterbühnen gefunden. Fast ein wenig zu spät, möchte man meinen, aber immerhin. Mit der Eroberung der Bühne liegt auch die Aneignung der Theaterstoffe nicht fern. "Romeos and Juliettes", ein Hip-Hop-Ballett nach Shakespeare, nimmt die große Liebe und ihr tragisches Ende mit viel Schwung und rhythmischer Leichtigkeit und weniger dramatischer Schwere. "Lieb' ist ein Rauch, erzeugt aus Seufzerhauch", heißt es bei Shakespeare. Choreograf Sebastien Lefrançois und seine Kompanie des Théatre Suresnes aus Paris sind den poetischen Versen einfallsreich gefolgt: Neben Jeans und Turnschuhen für Romeo, kommen Freund, Feind und die Geliebte Julia in kurzen Pumphosen.
Hip-Hop hilft bei Liebesqual
Über Lautsprecher tönt nicht Prokofjew, sondern ein Beat von Laurent Couson mit oft klassisch überlegten Sequenzen. In der Balkonszene, dem Liebesduett zwischen Romeo und Julia, gleitet dieser klassische Effekt ins Kitschige ab - da wäre die Musik von Prokofjew vielleicht cooler gewesen. Doch diese Liebe kommt gut im Hip-Hop-Stil rüber. Bewegungen werden unterbrochen, mal kopfstehend oder -drehend, driften aber nie zum reinen Show-Effekt ab. Es gelingt ein feiner Bogen durch die Vielfalt der Hip-Hop-Gesten. Dabei ergänzt ein klapp- und verstellbarer Boden aus quadratischen Platten die Szenenwechsel. Auf Hocker gestellt ergeben die Requisiten schnell eine schiefe Ebene oder einen Tisch für neue Tanzeinlagen und ungewohnte Bewegungsperspektiven. Im Ludwigshafener Pfalzbau blieb kaum ein Platz unbesetzt. Shakespeares Drama lockte alle Altersgruppen an. Für "Romeos and Juliettes" ist das ein schönes Ergebnis. Mit einer in Hip-Hop-Kreisen typischen Geste verabschiedete sich das Ensemble und spendierte den applaudierenden Zuschauern eine tänzerische Zugabe - schon war alle Liebesqual vergessen. rah
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-drama-mit-hip-und-hop-_arid,292647.html