Interview

Dolly Parton holt sich 30 Rockstars auf ihr Album

Dolly Parton veröffentlicht am 17. November ihr neues Album „Rockstar“, auf dem sie 30 Songs der Rockgeschichte präsentiert. Die US-Ikone erzählt im Interview, wie das Projekt entstanden ist und welche Lieder sich darauf finden

Von 
Steffen Rüth
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Das neue Album „Rockstars“ von US-Ikone Dolly Parton erscheint am 17. November. © dpa

Dolly Parton, man kann es kaum anders sagen, sieht fantastisch aus. Im schwarzen Lederdress sitzt die 77-jährige Country-Music-Ikone („Jolene“) aus den Smoky Mountains in Tennessee im Leseraum eines noblen Londoner Hotels, um über ihr neues Album „Rockstar“ zu sprechen, das eines der ungewöhnlichsten in dieser bisher sechs Jahrzehnte währenden Weltkarriere sein dürfte.

„Rockstar“ ist ein Doppelalbum mit 30 berühmten Songs der Rockgeschichte und einem riesigen Aufgebot an Gastsängerinnen und -sängern. Was hat Sie zu diesem Mammutwerk angetrieben?

Dolly Parton: Ich bin, das sage ich ganz ohne Übertreibung, irrsinnig stolz auf dieses Album. Kent Wells hat es produziert. Wir arbeiten schon seit mehr als drei Jahrzehnten zusammen. Und ich wusste, er hat den Rock’n’Roll im Blut. Also haben wir eine großartige Band zusammengestellt, haben wundervoll ikonische Songs ausgewählt und wundervolle Sängerinnen und Sänger gesucht, die Lust hatten, diese Lieder mit mir aufzunehmen.

Die Idee als solche gab es noch gar nicht so lange, oder?

Parton: Das stimmt. Der entscheidende Anstoß für „Rockstar“ kam erst, als ich 2022 in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen wurde. Diese außerordentliche Ehre ermutigte mich, es zu wagen. Ein bisschen habe ich „Rockstar“ auch für meinen Mann gemacht. Carl liebt Rock’n’Roll über alles und lag mir seit Jahren in den Ohren, endlich ein Rockalbum zu machen. Ich wählte also die Lieblingslieder meines Mannes aus und mischte sie mit meinen eigenen Favoriten.

Fühlen Sie sich nun auch wie ein Rockstar?

Parton: Der Gedanke, im zarten Alter von 77 Jahren ein Rockstar zu werden, ist charmant. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich diese Bezeichnung schon verdient habe. Ich fand einfach den Albumtitel sehr witzig.

Dolly Parton

  • Dolly Rebecca Parton ist am 19. Januar 1946 in Pittman Center Tennessee geboren.
  • Ihre Familie hat viele Künstler hervorgebracht.
  • Seit den 1970er Jahren zählt sie zu den erfolgreichsten Sängerinnen und Songautorinnen im Bereich der Country- und Pop-Musik.
  • Sie hat über 100 Millionen Alben verkauft, zehn Grammys erhalten und wurde in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. 

Welcher Song ist denn das Lieblingslied Ihres Ehemannes Carl Thomas Dean?

Parton: „Stairway To Heaven“. Vor Jahren schon nahm ich dieses Stück in einer Bluegrass-Country-Version auf, und sagen wir mal, mein Mann war nicht sehr glücklich darüber. Er meinte, ich solle die Finger von „Stairway To Heaven“ lassen, dieser Song sei sakrosankt. Mein Gott, Carl hat richtig mit mir geschimpft. Aber meine neue Version findet er richtig klasse. Jetzt ist alles wieder in bester Ordnung bei uns beiden (lacht).

Sie sind seit 1966 verheiratet, das sind sage und schreibe 57 Jahre. Wie habt ihr das geschafft?

Parton: Wir sind einfach richtig, richtig gute Freunde. Wir haben beide ein großes Faible für Humor, wir lachen fast immer über die gleichen Dinge, und wir haben eine Riesenladung Liebe und Respekt füreinander. Auch glaube ich, dass es gesund ist, dass mein Mann beruflich mit anderen Dingen zu tun hat als ich. Er ist einfach ein toller Mann und ich hatte das große Glück, ihn bereits mit 18 Jahren zu finden, als ich gerade erst nach Nashville gezogen war.

Sie machen seit über 60 Jahren Musik. Und wirken nach wie vor leidenschaftlich und energiegeladen. Woher nehmen Sie Ihre Motivation?

Parton: Die Antwort auf diese Frage, die mich sehr freut, ist einfach: Ich liebe das, was ich tue. Ich denke, das merkt man auch. Ich stecke in der Tat voller Enthusiasmus und habe ständig neue Träume, praktisch jeden Tag. Immer wieder kommen neue Projekte wie dieses Rockalbum. Das ist ja eigentlich eine verrückte Aktion. Aber ich liebe es. Und wenn ich etwas anfange, dann meine ich es ernst und dann führe ich es auch zu Ende. Deshalb ist „Rockstar“ jetzt zu diesem All-Star-30-Songs-Knaller geworden. Ich habe mein ganzes Herz, meine ganze Seele und insbesondere auch meine Stimme in dieses Unterfangen investiert. Ich mache einfach keine halben Sachen (lacht).

Auf einem der neuen Fotos sitzen Sie auf einem Motorrad. Können Sie damit auch fahren?

Parton: (lacht) Nein, das will ich nicht behaupten. Ich käme nicht weit mit so einer Maschine. Mein Mann hatte früher ein Motorrad, am Anfang unserer Ehe. Ich hatte jedes Mal Todesangst um ihn, wenn er damit auf der Straße unterwegs war. Ich bin zwei, drei Mal mit ihm gefahren, es war mir aber nicht geheuer. Als ich aber das Fotoshooting machte, wollte ich ein paar harte, kernige Motive dabei haben. So typisches Rock’n’Roll-Zeug eben, wie zum Beispiel auch die Augenklappe mit dem Stern. Ich wollte es humorvoll aufziehen, halt rüberkommen wie so ein klassisches Rock-Chick, nur in lustig. Aber nein, ich bin nie Motorrad gefahren, habe aber viele Freundinnen und Freunde, die das lieben. Und ich finde, ein Mensch auf so einer heißen Maschine, das kann schon sein sehr sexy Anblick sein.

Sind Kolleginnen und Kollegen wie Elton John, Paul McCartney, Steven Tyler, Sting oder Joan Jett, mit denen Sie auf „Rockstar“ zusammen singen, allesamt Freunde von Ihnen?

Parton: Nicht alle, aber auch bei denen, die noch keine Freunde waren, hatte ich keine Scheu, sie anzurufen. Mit anderen wiederum bin ich seit ewigen Zeiten befreundet. Mit Elton John zum Beispiel habe ich schon öfter bei diversen Projekten zusammengearbeitet, wir wussten also, dass unsere Stimmen prima zusammenpassen würden. Mit Paul McCartney ist es ganz ähnlich gelaufen. Jetzt singt er auf „Let It Be“ nicht nur, er spielt auch Piano. Und er hat sogar noch Ringo Starr mitgebracht, außerdem spielt Peter Frampton Gitarre auf dem Song und Mick Fleetwood Percussion. Mehr Rock’n’Roll geht kaum, wir sind eine echte Supergruppe (lacht).

Haben alle mitgemacht, die Sie gefragt haben?

Parton: Nein, nicht alle. Wir haben auch Absagen bekommen. Natürlich hätte ich Mick Jagger auf „(I Can’t Get No Statisfaction“) sehr gerne dabeigehabt. Er war auch im Grunde willig, aber dann waren die Stones plötzlich so sehr mit ihrem eigenen Album beschäftigt, dass es zeitlich nicht mehr klappte. Ich denke aber, Pink und Brandi Carlile machen den Job ebenfalls toll.

Neben den beiden sind auch Melissa Etheridge, Linda Perry, Lizzo, Emmylou Harris, Sheryl Crow, Stevie Nicks oder Pat Benatar mit am Start. Ist es Ihnen wichtig, die Ladys auf diesem Album zu feiern?

Parton: Mir ist es immer wichtig, die Ladys zu feiern (lacht). Großartige Girls wie Joan Jett und Pat Benatar gewonnen zu haben, außerdem Emmylou und Sheryl auf „You’re No Good“, einem Song von Linda Ronstadt, die ich unbedingt ehren wollte, und die zwar nicht mehr singen kann, aber die meiner Meinung eine der besten Rockkünstlerinnen aller Zeiten ist, bedeutet mir eine Menge. Ich muss mich sehr strecken, mit diesen Rockmädchen mithalten zu können.

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