Popakademie

Doku-Film gibt Einblick in die Musikszene Namibias

Die Popakademie Mannheim hat die Ergebnisse des Namibia Music Camps präsentiert. Dabei entstanden ist ein Doku-Film, der nun auch online abrufbar ist

Von 
Tanja Capuana-Parisi
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Es sind Filmszenen voller Emotionen und Lebensfreude: Junge Namibierinnen und Namibier musizieren, singen und tanzen. Mitreißende Rhythmen, gepaart mit traditionellen Melodien und modernen Einflüssen, erfüllt die Popakademie Baden-Württemberg. Die Aufnahmen sind bereits im März am College of the Arts (COTA) entstanden. So hat die Popakademie im Rahmen der Kooperation mit dem COTA, der Universität Namibia (UNAM), dem Goethe-Institut Namibia sowie der Filmakademie Baden-Württemberg vergangenes Jahr in Windhoek zwei Workshops auf die Beine gestellt. Bei den Namibia Music Camps im März und Dezember nahmen jeweils 50 Musikerinnen und Musiker teil. Thorsten Schütte von der Filmakademie und Kamerafrau Maud Mascré begleiteten das Projekt filmisch und kreierten daraus eine rund 30-minütige Doku. Das Ergebnis präsentierte der künstlerische Direktor der Popakademie, Prof Udo Dahmen vergangene Woche. Im Rahmen der Premiere fand eine Diskussion mit Beteiligten des Projekts statt. Inzwischen kann man den Film auch bei YouTube auf dem Profil der Popakademie streamen.

Ziel: Das koloniale Erbe aufarbeiten

Namibia war bis zum ersten Weltkrieg deutsche Kolonie; mit der Namibia-Initiative möchte Baden-Württemberg das koloniale Erbe aufarbeiten - auch auf kultureller Ebene. Die Initiative hat daher die Kosten des Workshops übernommen. Bei dem Kurs sollte ausschließlich die Musik der Studierenden beider Hochschulen in den Fokus gerückt werden. „Wir hatten dazu Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus dem ganzen Land eingeladen, die gemeinsam Songs geschrieben haben“, sagt Dahmen. „Was dabei entstanden ist, war ein Programm von ungefähr zweieinhalb Stunden.“ Nach einem Pre-Concert im Goethe-Institut brachten die Musikerinnen und Musiker die ausverkaufte Show einen Tag später im National Theatre of Namibia auf die Bühne. „Es war super“, sagt Dahmen erfreut. „Was mich ganz besonders beeindruckt, ist die Leidenschaft und Spielfreude der Leute vor Ort.“

Interviews mit Musikerinnen und Musikern

Im Film sind neben musikalischen Sequenzen auch Interviews mit Musikerinnen und Musiker zu sehen, die von den Workshops begeistert waren. Sie loben, dass sie eigene Ideen realisieren und ihre Kreativität frei entfalten konnten. Caleb Zola etwa, der schon lange mit seiner Kirchenband musiziert, erzählt, er sei noch nie von so vielen gleichgesinnten Musikern umgeben gewesen. Ngambui Riruako berichtet, dass sie bereits seit neun Jahren singt. „Ich möchte aber tiefer in die geschäftliche Seite der Musikindustrie einsteigen und lernen, wie ich meine eigenen Lieder produziere“, sagt die junge Frau. „Auch weil es nicht viele weibliche Produzenten gibt.“

Eine, die es geschafft hat, in der Musikszene Fuß zu fassen, ist die Rapperin Lioness. Latoya Mwoombola, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, arbeitet eigentlich als Ärztin, mischt aber gleichzeitig die HipHop-Szene mit ihren Songs auf. Bei einer Talkrunde erzählt die selbstbewusste Künstlerin, dass sie sich nicht vorschreiben lasse, wie sie auszusehen hat. „Es gibt eine neue Weltordnung, in der die mächtigsten Menschen in der Welt Frauen sind“, betont sie. Sie plädiert dafür, dass Männer und Frauen an einem Strang ziehen. „Lass dir von niemanden sagen, was du tun kannst oder nicht“, macht sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Mut.

Geschäftliche Möglichkeiten des Musikbusiness

Bei der anschließenden Talkrunde schilderten Dahmen, Drum-Coach Lui Ludwig, Producer Jonas Mengler und Projektmanager Tom Woschitz ihre Erlebnisse vor Ort. Schütte wurde wie Songwriting-Coach Markus Sprengler und der namibische Gitarrist/Bandcoach Jackson Wahengo per Zoom zugeschaltet. Woschitz zeigte den Teilnehmenden auch die geschäftlichen Möglichkeiten des Musikbusiness auf. Mengler erzählte, dass durch die Zusammenarbeit Kontakte geknüpft worden. Sechs der Songs, die dabei entstanden sind, sollen veröffentlicht werden. „Die Songs sind sehr stark.“ Sollten dabei Einnahmen generiert werden, würden diese den Musikern zugutekommen. Das Projekt soll nicht das letzte seiner Art gewesen sein. „Wir wollen erst einmal in Namibia versuchen, einmal im Jahr ein Camp zu organisieren“, so Dahmen. Auch ein Austausch der Studierenden beider Länder sei denkbar. „Das Ganze steht und fällt mit finanziellen Mitteln, die wir versuchen beim Land anzuwerben.“

Der Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=XiYDqy6dL54 

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals