Geburtstag - Mannheims ehemaliger Generalmusikdirektor Adam Fischer wird 70 Jahre alt

Dirigent als kritischer Geist

Von 
Waltraud Brunst
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Wirkte sechs Jahre erfolgreich am Mannheimer Nationaltheater und ist auch mit 70 weiterhin international als Dirigent und Initiator aktiv: Adam Fischer. © dpa

Was ist vom ehemaligen Generalmusikdirektor Adam Fischer (2000 – 2005), der heute seinen 70. Geburtstag feiert, im kollektiven Mannheimer Gedächtnis zurückgeblieben? Er hat das Nationaltheaterorchester zu einem Mozart-Orchester geformt, und das Orchester hat aus ihm im Gegenzug einen Wagner-Dirigenten gemacht. Darauf in einem Interview angesprochen, antwortete er lakonisch „Stimmt!“

Zu Beginn seiner Mannheimer Zeit wurde Fischer sogleich mit Martin Schülers „Ring 2000“ konfrontiert, und er tauchte so tief in die ihm bis dato kaum vertraute Materie ein, dass ihn 2001 nach Giuseppe Sinopolis plötzlichem Tod der Ruf nach Bayreuth ereilte. Er übernahm höchst erfolgreich den verwaisten „Ring“ und wurde prompt vom Fachorgan „Opernwelt“ zum Dirigenten des Jahres 2002 gekürt.

Als Fischer in Mannheim ankam, hatte der 51-Jährige – in Budapest geboren, in Wien bei Swarowsky ausgebildet – durchaus schon eine solide, internationale Karriere aufzuweisen: Generalmusikdirektoren-Positionen in Freiburg und Kassel, Gastdirigate in den Musikzentren der Welt, von Mailand bis New York, von Paris bis London.

Schon 1987 war Adam Fischer Mitinitiator der Haydn-Festspiele in Eisenstadt, für die er die Österreichisch-Ungarische Philharmonie gründete. Mit diesem Orchester nahm er alle 104 Haydn-Sinfonien auf. Ähnlich enzyklopädisch ist er mit Mozarts Sinfonien und Opere serie verfahren, die er mit dem Danish National Chambre Orchestra Kopenhagen komplett auf CD gebannt hat.

Internationale Karriere

Während Fischer der Politik Ungarns recht kritisch gegenüber steht und deshalb 2010 die Leitung der Budapester Staatsoper aufgab, hält er doch an den 2006 gegründeten „Wagner-Tagen Budapest“ fest. Sein internationales Renommee nutzt er für den unermüdlichen Kampf für die Menschenrechte. 2018 erhielt er, gemeinsam mit Paul McCartney, in Jerusalem den mit 100.000 Dollar dotierten Wolf-Preis. Fischer, mittlerweile auch im Düsseldorfer Musikleben fest verankert, vergibt seinerseits alljährlich den „Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf“.

Just zum runden Geburtstag legt nun der Freund und Landsmann Andreas Oplatka die erste Adam-Fischer-Biografie „Die ganze Welt ist ein Orchester“ vor. Zwar werden die fünf Mannheimer Jahre eher stiefmütterlich behandelt (und der Heldentenor Neumann heißt hier Neuer), aber dafür erfährt man viel Privates über den eher scheuen Dirigenten und viel über den politischen Menschen. Fischer hat das Werk so kommentiert: „Ich kam mir plötzlich viel sympathischer, klüger und anständiger vor. Es hat mir Lust gemacht auf mich selbst!“

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