Sie war ein Kurpfälzer Star - aber ganz ohne Allüren. Vielseitig talentiert als Autorin und Vortragskünstlerin, so kannte man sie besonders in der Rhein-Neckar-Region, doch durch Vortragsreisen und Buchpublikationen auch sehr weit darüber hinaus. Nicht zuletzt ihr Interesse für die Briefe der Liselotte von der Pfalz brachte Elsbeth Janda die Bezeichnung „Lisbeth von der Pfalz“ ein.
Diese Beliebtheit hat sie nicht zur Eitelkeit verführt. Neben ihrer jahrelangen Tätigkeit für Rundfunk und Regionalfernsehen musste sie mitunter auch weniger anspruchsvolle Dinge tun. Dazu gehörten Hausfrauentipps in Radiosendungen. Ihre Stimme war eben sympathisch und damit werbeträchtig.
Vorliebe für jiddische Lieder
Als Schauspielerin, Sängerin, Vortragskünstlerin, Kabarettistin und Autorin ist Elsbeth Janda zusammen mit ihrem Mann, dem Heidelberger Journalisten Fritz Nötzoldt, zunächst als „Heidelberger Bänkelsänger“ durch die Lande gezogen. Dadurch angeregt kam eines Abends Max M. Sprecher (1909-1981) zu ihnen. Er war Heidelberger Lehrbeauftragter für rabbinische Literatur und schlug vor, gemeinsam eine Sammlung jiddischer Lieder zu publizieren.
Nötzoldt berichtete: „Eine Nacht lang sang er die Lieder vor, die er in seiner Jugend gelernt hatte.“ Daraus entstand das gemeinsame Buchprojekt „Lieder aus dem Ghetto“, das Janda und Nötzoldt in der Folge nicht nur in Deutschland durch Bühnenauftritte bekannt machte. Diese Publikation wurde auch in niederländischer Sprache verbreitet. Zehn Jahre nach Ende der NS-Herrschaft mit ihren verheerenden auch kulturellen Verwüstungen erwies diese „Wiederentdeckung“ zudem kulturpolitischen Mehrwert:
Zumeist im Auftrag des Goethe-Instituts gastierte das Ehepaar mit Auftritten dieser Thematik in der halben Welt „von Los Angeles bis Helsinki, von Trondheim bis Rom“.
Ab 1972 „Stimme der Kurpfalz“
Pfälzisch nahm Elsbeth Janda vermehrt 1972 in ihr Repertoire auf und war als „Stimme der Kurpfalz“ fortan jahrzehntelang zu vernehmen. Sie verstand es, unterhaltsame Programme zusammenzustellen, die kultiviert und kenntnisreich Kurpfälzer Humor darboten, aber auch derb-volkstümliche Anekdoten nicht verschmähten und damit den hübschen Kontrast zwischen kultiviertem Hochdeutsch und der vielfarbigen Mundart auszukosten.
Davon legen zudem ihre literarischen Quellen Zeugnis ab, zum Beispiel in dem Bändchen „Kurpfalz“, das der Stuttgarter J. Fink Verlag veröffentlichte. Zum reichhaltigen Repertoire gehörten Vorträge über Clara Schumann oder pfälzisch-nostalgische Abende, in denen sie ihr Publikum in Dur und Moll beeindruckte und große Kennerschaft unter Beweis stellte. Aber nicht nur das, sie gestaltete ihre Stundenprogramme sogar auswendig. Mit ihrem Wirken hat sie dazu beigetragen, die Erinnerung an manche Mundart-Autoren zu beleben, die sonst vielleicht dem (unverdienten) Vergessen anheim gefallen wären.
In vielen Genres versiert
- Die am 27. Dezember 1923 in Mannheim geborene Elsbeth Janda war Tochter eines Bankdirektors, besuchte das humanistische Karl-Friedrich-Gymnasium, danach die Hochschule für Musik und Theater.
- Nach Zerstörung des Elternhauses 1943 zog die Familie nach Heidelberg. Die Tochter studierte Philosophie und Musikwissenschaft, absolvierte eine Musiklehrerprüfung.
- Mit ihrem zweiten Mann Fritz Nötzoldt (1908-1987), Buchhändler, Lektor und Autor, wurde als „Heidelberger Bänkelsänger“ sowie durch Publikationen bekannt.
- Elsbeth Janda starb am 9. April 2005. Die Bibliothek des Mannheimer Stadtarchivs wurde 2012 nach ihr benannt; seit dem Umzug ins Marchivum trägt der Sitzungssaal ihren Namen.
Buchpublikationen und zum Glück auch Tonaufnahmen wie „Pälzer Leut“ halten Stimme und Stimmung fest, wie sie bei solchen Auftritten von der sympathischen Künstlerin verbreitet wurde. Solche Vielseitigkeit erlaubte es ihr, Programme kenntnisreich zu gestalten und neben kultivierten Texten, etwa aus Carl Zuckmayers „Des Teufels General“, auch einfach witzige Episoden darzubieten und sie gelegentlich mit bodenständigen Pfälzer Schimpfwörtern anzureichern.
Sie schlüpfte in Haut und Stimmbänder ihrer Figuren, wechselte vom Leisen ins Donnerwetter und hatte offensichtlich selbst Spaß daran, während ihrer Auftritte eine Revue von Charakteren abzuziehen.
Susanne Vogt, die im Mannheimer Marchivum die Kategorie Nachlasswelten sichtete, urteilt über Jandas Schaffen: „Zwar deckt ihr Repertoire tatsächlich eher die leichte Muse ab, dies jedoch ohne jemals oberflächlich zu wirken. Im Gegenteil: Ob auf den Bühnen der Region oder im Fernsehen und Hörfunk, Janda trägt nicht nur Mundartliteratur und -dichtung vor. Sie versteht es, diese mit kulturellen und geschichtlichen Fakten zu unterfüttern und mit gesellschaftlichen Nuancen zu versehen.“
„Bloomaul-Orden“ 1979
Bei der Verleihung des Mannheimer „Bloomaul-Ordens“ an Janda 1979 schrieb Mac Barchet in dieser Zeitung: „Elsbeth Janda kennt die ‚Pälza Weltgschicht’ von Paul Münch und alle Nuancen der Mundart (…). Sie beherrscht sogar das Pennsylvania Dutch der Auswanderer. Sie hat das Pfälzisch auch in Rundfunk und Fernsehen salonfähig gemacht.“ Denn schon 1976 war sie, gleichsam „als Geschenk von Rheinland-Pfalz an die Pfälzer in Pennsylvanien zum 200. Geburtstag der USA“ mit einer Gruppe anderer Künstlerinnen und Künstler dorthin geflogen.
Es war also nichts abfällig gemeint „Provinzielles“, das die Wirkung von Elsbeth Jandas Auftritten ausmachte, vielmehr ihre profunde Bildung und ein weiter Horizont: eine Mischung aus gefühlvoller Erinnerung an Kurpfälzer Begebenheiten, verbunden mit Hinweisen auf die Geschichte der Region links und rechts des Rheins. Sie servierte es mit deftigen Kostproben des variantenreichen Dialekts, der Jandas zahlreichen unterschiedlichen Programmen vielerlei Ausdrucksweisen ermöglichte.
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