Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen: Umso mehr, wenn es sich um einen runden Geburtstag handelt. Die Kabarett-Truppe „Die Spitzklicker“ aus Weinheim besteht seit vier Jahrzehnten und begeht dieses Ereignis mit dem Jubiläumsprogramm „40 Jahre – Hut ab!“. Im ausverkauften Schatzkistl hat das Quartett mit dem gewissen Etwas am Sonntag die rund 99 Zuschauer mit frechen Liedern und humorvollen Sketchen restlos begeistert.
Franz Kain, Markus König, Susanne Mauder und Daniel Möllemann, lassen sich keinesfalls in eine Schublade stecken – dafür sind sie viel zu facettenreich. Mal wird es kurios, dann sozial-kritisch oder aber auch politisch, garniert mit herrlichen sprachlichen Kapriolen und diesem wundervollen Weinheimer Dialekt, der dem Ganzen eine außergewöhnliche Note verleiht. Mit ihrem „Spitzklickersong“ eröffnen sie den Nachmittag, an dem sie immer wieder auf die Lachmuskeln der Zuschauerinnen und Zuschauer zielen.
Die Heiterkeit kennt keine Grenzen, wenn die vier in dem Sketch „Glei reijets“ darüber philosophieren, ob man es wagen soll, im Freien zu grillen. Kain packt ein Würstchen aus, während die anderen auf ihren Wetter-Apps checken, ob es trocken bleibt. Möllemann erklärt, dass er die App www.wie-wird-das-Wetter.net favorisiere, wobei Mauder schnell klarstellt, dass sie gar nicht wissen wolle, wie das Wetter nicht werde – sehr zur Freude des Publikums. Auch der Homepage von Bad Dürkheim trauen nicht alle, da diese ja zu Gunsten der Stadt erstellt werde. „Die Pälzer verwenden ,trocken’ auch für den Wein“, warnt Kain.
Abschied vom Regenwald
Mauder alias Mutter Erde hat endlich einen Termin beim Planetendermatologen, dem sie gesteht: „Ich hab Menschen“. Diese sorgen nicht nur für einen Juckreiz, sondern auch für Hitzewallungen und Waldausfall. Doch der Arzt (Kain) weiß einen Weg, wie man die „Homo sapiensitis“ wieder loswird: Menschen würden irgendwann autoaggressiv und zerstören sich selbst. Passend dazu singt die Gruppe, begleitet von König am Klavier den Song „Nicht aufregen, Wald“, bei dem sie sich mit viel Sarkasmus vom Regenwald verschieden, der dem Kapitalismus von Großkonzernen zum Opfer fällt.
Schwarzer Humor ist auch Bestandteil einer Unterhaltung zwischen einem ukrainischen Geflüchtetem und einem Steuerflüchtling, der das Finanzamt als schlimmeren Diktator sieht. Ähnlich verhält es sich bei dem Akt „Auf ewig und drei Daag“, bei dem ein Pensionär einer Reinigungskraft im Rentenalter sein Leid klagt.
In Erinnerung schwelgen
Bei „Kurpfälzer Harmonists“ wird es politisch. Die Gruppe vergleicht die Goldenen 20er des vergangenen Jahrhunderts mit den 20er Jahren des Millenniums – und findet viele Parallelen in Sachen Politik. Die Kritik an der Regierung geht beim Live-Hörspiel „Hood ab“ weiter, bei der Robin Hood nicht mehr von den Reichen stiehlt, um das Geld den Armen zu geben – sondern umgekehrt.
Zudem schwelgen sie in Erinnerungen bezüglich der Zeiten, in denen man als Kunde in der Bank, an der Tankstelle oder im Supermarkt noch nicht so vieles selbst machen musste. Nach dem Schlusssong servieren sie das Lied „Ein Joint, ein guter Joint“ auf die Melodie von „Ein Freund“ als Zugabe, für die sie viel Beifall ernten.
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