Freie Szene: "Schillerspielplatz" lädt zum Mitmachen ein

Die Leichtigkeit des Spiels

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Martin Vögele

"Freiheit zu geben durch Freiheit ist das Grundgesetz dieses Reichs": ein Schiller-Zitat, das als erste Spielregel Gültigkeit erlangt, sobald das Tor zum Spiel auf dem Schillerplatz durchschritten wurde. Jener verwandelt sich hierbei zum "Schillerspielplatz" - ein Projekt der Theatermacherinnen Maike Lex und Konstanze Schmitt unter dem Dach der "Schwindelfrei"-Reihe.

Zusammengefasst durchlaufen Besuchergruppen bei dieser "Performance mit interaktiven Spielen zu Schillers Theorie und Praxis" einen Parcours mit verschiedenen Mitmach-Stationen. Da lässt eine schweizernde Maike Lex die Teilnehmer mit der Armbrust schießen, Holz hacken und Tell-Rätsel lösen. Bernhard Wadle-Rohe (Buero für angewandten Realismus) wartet im Turm Maria Stuarts auf Gäste, lässt sich als solche in Gespräche über Realpolitik verwickeln, ermuntert zum Stricken, zum Gummi-Twist, und offeriert eine Petition, die sofortige Freilassung der schottischen Königin fordert. "Benutzen sie ein behinderndes Element, das Sie anspricht" ermuntert ein Schild - Stöckelschuhe etwa, Krücken, Gehörschutz - , um dann im Eierlauf den mitgegebenen Apfel auf einem Löffel um den Räuberbaum zu balancieren. Im Geäst thront derweil Karl Moor mit Gitarre (Florian Loycke), spielt und singt sanft und schön seine Räuber- (und Pop-) Weisen.

Gitarre und Gummi-Twist

Das ist zwangfreies Mitmach-Theater und lauteres Spiel zugleich. Eines, bei dem man sich nebenbei schlichtweg darüber freut, wenn einige ältere Damen beim Spaziergang innehalten, um einer Gruppe von Kindern über den Spielplatz-Zaun hinweg freundlich Ratschläge zum Gummi-Twist zu geben. So viel einladende, heiter-verschrobene und kluge Leichtigkeit, die gleichwohl den Dichter fest im Auge behält, will erstmal erreicht werden.

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