Mannheim. Da sind sie wieder: die „12 Tenöre“, die nun mit einem Best-of-Programm zum 15-jährigen Bestehen durch die Lande tingeln. Kein Zweifel: Singen können sie alle. Die aufregendsten Momente entstehen jedoch durch die ausgeklügelten Choreographien, die spritzig und witzig Melodien aus Pop und Klassik inszenieren. Da entsteht im Musensaal des Rosengartens eine Atmosphäre, die manch teure Fernsehinszenierung in den Schatten stellt.
Die „12 Tenöre“ setzen sich aus Sängern aus der ganzen Welt zusammen: Eine Hand voll stammt aus Großbritannien, die anderen aus Kolumbien, Malaysia und Australien. Einziger Deutscher ist der ausgebildete Opernsänger Alexander Herzog, der den Abend auch anmoderiert. Beim neapolitanischen Gassenhauer „Funiculì, Funiculà“ ist das Publikum bereits im Schunkelmodus. Die Sänger stolzieren im karnevalesk anmutenden Klatschmarsch über die Bühne. Die Scheinwerfer wechseln von violett zu gelb, es geht Schlag auf Schlag: Mit dem Hit „Aber bitte mit Sahne“ huldigen sie Udo Jürgens, der ziemlich genau vor zehn Jahren verstorben ist.
Ohrwürmer am Fließband: Die Tenöre sind weiter behände unterwegs. Nach Leonard Cohens beschaulichen wie unvermeidlichem „Hallelujah“ wechseln sie rasch zu „Bella Ciao“, dem Kampflied der italienischen Partisanen, das inzwischen auch in der Popwelt immer wieder neue Interpretationen erfahren hat. Mit artistisch anmutenden Tanzschritten zeichnen die Sänger anschaulich die mitreißende Gruppendynamik des Klassikers nach.
Die Klangfarben der einzelnen Stimmen changieren in erstaunlichem Klangspektrum. Drei oder vier aus dem Sängerensemble haben durchaus Opernqualität, die sie bei der weltberühmten Arie „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“ in einer Art Sängerwettstreit trefflich zu zeigen wissen. Natürlich gibt es dabei auch immer wieder Anklänge an die legendären Auftritte der berühmten „Drei Tenöre“ (Luciano Pavarotti, Plácido Domingo, José Carreras). Wenn sie auch deren stimmliche Brillanz etwa beim inbrünstigen „Granada“ nicht erreichen, ist doch ihre Bühnenpräsenz durch den Mix aus Lichteffekten, Choreographie und Team-Spirit enorm.
Wohltuend auch, dass sich das musikalische Playback in Grenzen hält: Die dreiköpfige Band mit zwei Keyboardern und einem in einem Plexiglas-Käfig agierenden Drummer hält sich zwar dezent zurück; der Live-Charakter der Show, die ohne Orchester auskommt, ist durchgehend transparent und trägt gewiss zum seit 15 Jahren anhaltenden Erfolg des Ensembles bei. Übertrieben wirken indes die Halleffekte.
Richtig anspruchsvoll interpretiert werden die ausgewählten Rocksongs. Herausragend dabei Queens „Bohemian Rhapsody“, das virtuos die sängerischen Fähigkeiten der Einzelstimmen herausarbeitet. Mit etlichen Überraschungseffekten gespickt zielt es nicht durchsichtig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in der vorhersehbaren Publikumserwartung. Es entwickelt individuellen Glanz. Nicht zuletzt auf diese Weise haben sich die Sänger im In- und Ausland ihren Ruf begründet.
Gewitzt auch das Michael-Jackson-Medley mit dem Welthit „Thriller“ als Höhepunkt und Bon Jovis Liebes-Hymne „Living on a Prayer“. Zum Finale darf Andrea Bocelli vielgesungenes „Con te partirò“ als eher freudigem statt wehmütigem Abschied nicht fehlen.
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