Ausblick

Der Musikjahrgang 2024 wird gut - auch in Mannheim und im Rhein-Neckar-Delta

Schon viele wichtige Alben sind fix terminiert. Mit Neuem ist auch von Bruce Springsteen oder U2 zu rechnen. Platten mit Bezug zu Mannheim kommen unter anderem von Bülent Ceylan, Laith Al-Deen, Thomas Siffling oder Mine

Von 
Marcel Anders
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Hand aufs Herz: 2023 war global gesehen ein durchwachsenes Musikjahr - die Folge des Coronavirus, das viele Künstler zu extensiven Zwangspausen genötigt und für Songs über pandemische Ängste, Best-Of-Kopplungen, Coverversionen, serienweise Weihnachtsalben oder Überarbeitungen des eigenen Katalogs gesorgt hat. 2024 soll alles anders und besser werden. Denn: Es gibt genug Themen, an denen es sich abzuarbeiten lohnt. Das meint auch die amerikanische Sängerin/Gitarristin Brittany Howard: „2024 ist ein Wahl-Jahr. Insofern freue ich mich auf Musik, die alles zerfetzt - und die Leute richtig inspiriert. Ich denke, es wird ein sehr kreatives Jahr, weil viele Künstler lange inaktiv waren und so viel in der Welt passiert ist. Das wird für tolle Veröffentlichungen sorgen.“

Brittany Howard, Frontfrau der US-Rockband Alabama Shakes, erwartet vom Jahr 2024 viele starke, aussagekräftige Platten. Denn viele Stars hätten lange pausiert und es sei extrem viel passiert in der Welt. Sie selbst plant ein Soloalbum. © EPA/Sebastian Silva/dpa

Die Frontfrau der Alabama Shakes geht mit gutem Beispiel voran: Ihr zweites Solo-Album „What Now?“, das Anfang Februar erscheint, ist ein Aufruf zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen - der Soundtrack zur nächsten Präsidentschaftswahl, bei der es um die Wahrung der US-Demokratie geht. Diesem Thema widmen sich auch die Punkrocker Green Day und - mehr global - New Model Army mit ihrem 16. Studio-Album „Unbroken“ (VÖ: 26. Januar).

Noch mal Neues von den Rolling Stones?

Noch rockiger, wenngleich längst nicht so politisch, präsentieren sich Judas Priest, Lenny Kravitz und - noch nicht terminiert - Pearl Jam, die allesamt neue Musik für 2024 ankündigen. Genau wie die Rolling Stones, die im hohen Alter mit ungeahnter Arbeitswut glänzen: „Es ist ein weiteres Album in Arbeit - und schon ziemlich fortgeschritten, weil wir bei den Sessions zu ,Hackney Diamonds‘ 23 Songs aufgenommen haben“, verrät Mick Jagger. „Wir schreiben noch ein paar neue und schauen dann, welche uns am besten gefallen.“ Ebenfalls kurz vor der Fertigstellung: Sir Paul McCartney und David Gilmour mit (hoffentlich) ambitionierten Spätwerken. Eher launig verspricht „Swing Fever“ auszufallen, für das Rod Stewart und Pianist Jools Holland kooperieren.

Liam Gallagher gewohnt demütig

Echte Überraschungen zeichnen sich indessen bei den kommenden Alben von Idles und The Libertines ab: Die einen standen in der Vergangenheit vor allem für wüste Exzesse, die anderen für ruppig-raue Töne. Doch beide sind älter und reifer geworden: Skandalnudel Pete Doherty wandelt jetzt auf den Vaudeville-Pop-Spuren der Kinks - Idles auf denen von Radiohead, wie Sänger Joe Talbot verrät: „Die Leute haben nie verstanden, wie sehr wir Radiohead bewundern. Sie sorgen für Momente, die das Leben verändern und haben ihr eigenes Universum erschaffen. Aber das kriegen wir ebenfalls hin. Denn: Jeder kann wie Radiohead sein, wenn er das nötige Selbstvertrauen hat - und das haben wir.“

Veröffentlicht am 15. März: US-Rockstar Lenny Kravitz. © Axel Heimken/dpa

Ähnlich bescheiden antwortet Ex-Oasis-Frontmann Liam Gallagher auf die via X getwitterte Frage, ob 2024 sein lange angekündigtes Supergroup-Album mit The-Stone-Roses-Gitarrist John Squire erscheine: „Es ist die beste Platte seit ,Revolver‘“ - gemeint ist eines der größten Meisterwerke der Beatles.

Radiohead selbst, seit 2016 ohne neuen Tonträger, kündigen für Ende Januar ein weiteres Werk ihres Nebenprojekts The Smile an - lassen ihre Hauptband aber ruhen. Stattdessen gibt es in den nächsten Monaten Comeback-Epen von The Cure, den Black Crowes, Gossip, Albert Hammond und MGMT.

Eine Auswahl der wichtigsten Veröffentlichungstermine 2024

  • Green Day: „Saviors“ (19.1.)
  • Igor Levit: „Mendelssohn: Lieder ohne Worte“ (26.1.)
  • Achim Reichel: „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“  (26.1.)
  • Madeline Juno: „Nur zu Besuch“  (26.1.)
  • New Model Army: „Unbroken“  (26.1.)
  • Tom Odell: „Black Friday“  (26.1.)
  • Smile: „Wall Of Eyes“ (26.1.)
  • Giant Rooks: „How Have You Been?“  (2.2.)
  • Britanny Howard: „What Now“  (2.2.)
  • Mine: „Baum“ (2.2.)
  • Stoppok: „Teufelsküche“  (9.2.)
  • Usher: „Coming Home“ (9.2)
  • Rod Stewart + Jools Holland: „Swing Fever“ (23.2.)
  • Bülent Ceylan: „Ich liebe Menschen“ (1.3.)
  • Gregor Meyle: „Individualität“ (1.3.)
  • Bruce Dickinson„The Mandrake Project“ (1.3.)
  • Judas Priest„Invincible Shield“  (8.3.)
  • Jesus And Mary ChainGlasgow Eyes“  (8.3.)
  • Philipp Poisel: „Neon Acoustic Orchestra“  (8.3.)
  • Libertines: „All Quiet On The Eastern Esplanade“ (8.3.)
  • Lenny Kravitz„Blue Electric Light“ (15.3.)
  • De-Phazz: „Pit Sounds“ (29.3.)
  • Johannes Falk: „Von Anfang an dabei“ (29.3.)
  • Laith Al-Deen: „NN“ (April)
  • Jan Delay: „Forever Jan“ (3.5.)
  • Reinhard Mey„Nach Hause“ (3.5.)
  • Thomas Siffling: „Gentlemen’s Choice“ (Mai/Juni)
  • Wanda: „Ende nie“ (7.6.)
  • Rea Garvey: „Halo“ (13.9.)
  • Die Fantastischen Vier: Long Player“ (4.10.)

Weitere elektronischere Klänge erwarten uns zudem von Underworld, Aphex Twin, Lady Gaga und Yello-Klangtüftler Boris Blank. Der Schweizer legt mit „Resonance“ (Mitte Februar) ein Solo-Album vor, das auf einer Auftragsarbeit für ein Thermalbad in der Nähe von Zürich basiert: meditative, sphärische Klänge für den Wellnessbereich. Das sind schöne Aussichten nach dem an vielen Fronten unentspannten Jahr 2023.

Mannheimer Comedy-Star mit prominenter Unterstützung - wie Peter Maffay

Für die Musikstadt Mannheim und das Rhein-Neckar-Delta war 2023 ein ausgezeichnetes Albumjahr (wie berichtet). Das könnte 2024 so weitergehen. Wobei die bisher prominenteste Veröffentlichung von einem Komiker kommt: Bülent Celyans sehr ernst gemeintes Debütalbum als Metal-Sänger heißt „Ich liebe Menschen“ und soll am 1. März erscheinen. Der Mannheimer Comedy-Star hatte das Projekt schon in einem Interview mit dieser Redaktion vorgestellt und über prominente MItstreiter wie Peter Maffay, Selig-Gitarrist Christian Neander und den Produzenten von Unheilig : "Henning Verlage spielt hier eine sehr große Rolle.

Aber den Anstoß für mein erstes Album hat eigentlich Michael Herberger gegeben. Ich habe ihm erzählt, dass es ein Traum von mir wäre, ein Album zu machen. Er fand die Idee gut und hat direkt mit Universal Music Kontakt aufgenommen, die gleich mit im Boot waren." Dann hätten er und  Herberger das Team aufgestellt, berichtet Ceylan: "Das waren dann Henning Verlage, der für die Musik zuständig ist, Martin Fliegenschmidt, der das Textliche beisteuert, und Selig-Gitarrist Christian Neander, der ebenfalls musikalischen Input gibt – sowie Max Ackermann, der als Produkt- und A&R Manager mit an der Umsetzung arbeitet. Das ist ein mega Team für das erste Album. Ich bin total happy."

Erste Gesangsplatte von Thomas Siffling

Ebenfalls neue Wege geht im Studio Jazztrompeter Thomas Siffling. Wie er auf Anfrage bestätigt, wird sein erster selbst besungener Tonträger „Gentlemen’s Choice“ Ende Mai/Anfang Juni veröffentlicht. Wer seine Konzerte kennt, weiß, dass das funktionieren kann. Zwangsläufig stimmgewaltiger wird die elfte Studioplatte von Laith Al-Deen ausfallen. Die erste Single plane er noch im Januar, berichtet der Mannheimer im Gespräch, der noch unbetitelte Longplayer folge voraussichtlich im April.

Pit Baumgartner plant mit DePhazz "Pit Sounds"

Kunstvoll und vielversprechend ist das Cover von „Pit Sounds“, das vom Heidelberger DePhazz-Mastermind Pit Baumgartner sehr nah an das stilprägende Beach-Boys-Meisterwerk „Pet Sounds“ angelehnt ist. Ab 29. März wissen wir, wie das klingt.

Ähnlich ambitioniert, weil es die Popakademikerin nur mit höchstem Anspruch an die eigene Originalität kann, wird Mines siebtes Album „Baum“ ausfallen. Die Sängerin, Produzentin und Multiinstrumentalistin veröffentlicht am 2. Februar. Popakademie-Student fast der ersten Stunde war Singer/Songwriter Johannes Falk. Vielleicht heißt sein neues Album deshalb „Von Anfang an dabei“ (29. März).

Weltstars in der Pipeline

Auf der nationalen Szene verabschiedet sich Deutschrock-Pionier Achim Reichel Ende Januar mit der Live-Platte „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“. Ein frühes Glanzlicht dürften die Giant Rooks Anfang Februar mit „How Have You Been?“ sein. Den besten Titel hat wie gewohnt Jan Delay jetzt schon parat: Seine Best-Of-Kompilation heißt „Forever Jan“ und sieht aus wie Bob Dylans „Self Portrait“. Die namhafteste deutsche Veröffentlichung haben bisher Die Fantastischen Vier mit „Long Player“ für den 4. Oktober anberaumt.

Plant seine elfte Platte im April: Sänger Laith Al-Deen. © Jonas Walzberg/dpa

Noch nicht bestätigt, aber sehr wahrscheinlich sind auch neue Werke von Weltstars wie Bruce Springsteen, Bob Dylan, den Foo Fighters, U2 und Workaholic Neil Young. 2024 kann also gar nicht so schlecht werden.

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