Pop - Fast 10 000 Fans feiern in der Maimarkthalle Abschied von den Irie Révoltés – ein furioser, emotionaler Konzertabend

Den Trennungsschmerz einfach weggetanzt

Von 
Alexander Müller
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„So traurig dieser Moment ist, umso mehr wollen wir uns mit aller positiven Energie von euch verabschieden“: Irie-Révoltés-Sänger Mal Élevé in Mannheim. © Tröster

Heidelberg. Sie sind aus Skandinavien oder der Slowakei angereist, aus Frankreich und allen Himmelsrichtungen Deutschlands sowieso. Die Parkplätze rund um die ausverkaufte Mannheimer Maimarkthalle quellen über, selbst eine Viertelstunde vor offiziellem Konzertbeginn messen die Schlangen vor dem Einlass locker mehrere hundert Meter. Wer mit Irie Révoltés in ganz großem Rahmen Abschied feiern will, muss zunächst einiges an Geduld mitbringen.

Aber das ist natürlich alles vergessen, als das Heidelberger Kollektiv um kurz nach neun zu ihrer letzten Show überhaupt auf die Bühne stürmt – und der riesige Saal förmlich explodiert. Das Eröffnungstriumvirat hört auf die Namen „Fäuste hoch“, „Allez“ und „Resisdanse“ und bringt sofort heftige Bewegung in die mit knapp 10 000 Besuchern dicht gefüllten Reihen. Was vor 18 Jahren aus einer Partylaune der aus Frankreich stammenden Brüder Mal Élevé und Carlito heraus in Heidelberg begann, endet mit dem größten Irie-Solokonzert der Geschichte – also auf dem absoluten Höhepunkt. Die „fröhlichen Revolutionäre“ haben mit ihrer enorm tanzbaren Mischung aus Ska, Hip-Hop, Punkrock und Pop überall in der Welt die Konzerthallen zum Kochen gebracht. In ihren guten Momenten – und davon gibt es in der Maimarkthalle unzählige – entfaltet eine Irie-Révoltés-Show eine Energie, die vergleichbar ist mit der unwirklichen Urgewalt eines Konzerts der Crossover-Legenden Rage Against The Machine in den 90er Jahren; mit denen die französischen Kurpfälzer auch die politische Einstellung teilen. Irie Révoltés wären als Band undenkbar ohne ihr jahrelanges Engagement gegen Rassisten und Neonazis, für Flüchtlinge und soziale Initiativen. Ein Vertreter der Hamburger Trinkwasser-Organisation „Viva con Agua“ darf sich sogar live auf der Bühne verabschieden: „Ohne euch würde es Viva con Agua nicht geben.“

DVD zum Finale geplant

Es ist ein furioser, emotionaler Abschiedsabend, in dem der Trennungsschmerz von Zigtausenden einfach weggetanzt wird. „Es ist krass, heute hier zu sein. So traurig dieser Moment ist, umso mehr wollen wir uns mit aller positiven Energie von euch verabschieden“, sagt Mal Élevé an einer Stelle. Das gelingt auf ganzer Linie, auch weil die Heidelberger den berühmt-berüchtigten Maimarkthallen-Sound halbwegs in den Griff bekommen. Und die Größe der Bühne kennen sie ja ohnehin schon von etlichen Auftritten auf großen Festivals.

Erst nach fast drei Stunden fällt der letzte Vorhang für diese in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Band, die im Frieden auseinandergeht und sich nun musikalisch neu orientieren will. Das Publikum tobt, nachdem das programmatische „Antifaschist“ und „Travailler“ die Statik der Halle einem echten Belastungstest unterzogen haben – übrigens nachzuschauen auf der angekündigten DVD zur finalen Show.

Was bleibt von Irie Révoltés? Der weiter bitter notwendige Kampf gegen Rechts und für eine gerechtere Welt, der von ihren Fans sicher weitergeführt wird. Der fast beiläufig erledigte Einsatz für die deutsch-französische Freundschaft. Und die Erinnerung an eine der besten Live-Bands der Republik.

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Abschiedskonzert der Irie Révoltés

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Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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