Jazz

Das Wilson de Oliveira Quintett im Club Ella & Louis

Obwohl Musiker unterschiedlicher Generationen im Wilson de Oliveira Quintett vereint sind, klingen ihre Improvisationen beim Auftritt in Mannheim außerordentlich homogen

Von 
Andreas Ahlemann
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War mit seinem Quintett in Mannheim: Wilson de Oliveira. © Nix (Archiv)

Mannheim. Wenn Musiker aus drei verschiedenen Generationen in der gleichen Jazzformation spielen, werden besonders in den Improvisationen oft stilistische Diskrepanzen deutlich. Das ist auch im Quintett um den uruguayischen Saxofonisten Wilson de Oliveira nicht anders. Möglicherweise liegt es aber an der homogenen Einstellung zu den Stücken, wenn sich im Mannheimer Club „Ella & Louis“ eine Band präsentiert, deren Musik trotz der Altersunterschiede wie aus einem Guss klingt.

Überraschend modern und absolut virtuos kommen fast alle Improvisationen der Senioren de Oliveira und Posaunist Joe Gallardo daher. Während die Jüngeren, darunter Bassist Javier Malosetti, Drummer Diego Pinera und Mariano Diaz am Flügel die jeweiligen Stücke herrlich ausgereift interpretieren. Bis auf den Texaner Gallardo kommen alle Musiker ursprünglich aus dem Raum Buenos Aires und Montevideo und so wundert es kaum, dass einige Stücke ihres Programms aus Candombes, der ursprünglichen Musik jener Gegend, bestehen. Eröffnet wird das Konzert allerdings mit dem Eddie Harris Klassiker und Malosetti-Feature „Freedom Jazz Dance“, dessen Bassimprovisation in seiner Virtuosität stilistisch an Ikone Jaco Pastorius erinnert.

Individuelle Spezialitäten

In einigen Originalkompositionen von de Oliveira und Mariano Diaz, wie „Mulita“ oder „Zumo de Naranja“ beweist das Quintett, auf welch hohem Niveau vor allem die drei Solisten Gallardo, Diaz und de Oliveira improvisieren. Jeder der fünf Musiker, so scheint es, hat sein eigenes Spezialgebiet. Während Malosetti mit herrlich melodiösen und virtuosen E-Bass-Impros brilliert, steht bei Pineras Schlagzeugsoli die vertrackte Polyrhythmik im Vordergrund.

Aus so verschiedenen Stilistiken, musikalischen Formen und generationsspezifischen Interpretationen ein homogen klingendes Gesamtkonzept zu modellieren, ist eine Kunst für sich. Dem Wilson de Oliveira Quintett ist es aufs Genüsslichste gelungen. 

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