Schummrig stehen die Wannen da, es riecht nach Moos, sphärische Klänge durchziehen die Räume der in den 1930er Jahren erbauten Badeanstalten. Auf Anregung der Mannheimer Künstlerinnen Kathleen Knauer und KP-H (eigentlich Katarzyna Paruszewska-Hamann) und mit Unterstützung des Kulturamts sammelten sich insgesamt elf Künstlerinnen (eine „Frauschaft“), die die einzelnen Badekabinen mit Gemälden, Installationen und Projektionen aufregend bespielen.
Die Initiatorin Kathleen Knauer begann schon vor Monaten mit der Installation von Moosen aus ihrer thüringischen Heimat – großartige Geschichten über den Gießdienst im Alten Volksbad schließen sich an, denn das Gewächs braucht immer viel Wasser, auch über die Flechten und Tiere, die allmählich mit eingezogen sind in das neue Biotop. Malerei aus Naturmaterialien darf nicht fehlen, mehrfach ist ihr berühmter „Splash“ zu sehen, die abstrakte, intuitive und heftige malerische Geste. Ihre Kollegin KP-H wiederum arbeitet mit dem Schichten von fotografischen Bildern, Hunderte, Tausende legt sie am PC übereinander und bringt so wunderbar das unheimliche Element des Wassers zu Tage.
Die Malerin Susanne Lorenz hat ihr Spektrum erweitert und lässt nun eklige Tiere, die sich gerne in Feuchträumen aufhalten, wie Küchenschaben, hier aber aus Bauschaum, sprich vorgefundenem Material, über die gekachelten Wände huschen. Ihre Gemälde, ausnahmsweise abstrakt in Meditation entstanden, zeigen aber auch Tiere, wie hier ein wundervoll leuchtendes Ameisenbild.
Christine Fischer lässt ihre seltsam unklaren, textilen Gebilde in den Kabinen erstarren, während Anna Wacker, die als Performancekünstlerin noch einen Auftritt während der „Lichtmeile“ am 15. November haben wird, durch ihre furchteinflößende Installation in Rot und Weiß mit Spiegeln hervorsticht.
Mit Sprühfarbe Bilder gefertigt
Gisela Desuki hingegen erschafft aus Alltagsmaterial außergewöhnliche Lichtinstallationen, während Uta Grün sehr sparsam und treffend tierische Gestalten im Tode ruhen lässt. Alina Nosow (Berlin, Wien) zeigt ebenfalls eigenartige Stoffwesen, aber eindeutig mit sexueller Konnotation, während Franziska Wolff (Karlsruhe) mit ihren hauptsächlich mit Sprühfarbe gefertigten Bildern überzeugt, die auch auf den Fliesen wirken. Silvia Szabó arbeitet mit einer VR-Brille und mit der virtuellen Realität, während Olga Weimer neu (nach dem Tod ihres Künstlerpartners Marcel Weber) startet mit einem großen Gemälde, das in ihrer gemeinsamen künstlerischen Tradition surrealistisch im Heute ist. Ein großartiges Projekt in einer von Männern dominierten Kunstwelt!
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