Konzertkritik Jazz - Die drei Musikerum den Frankfurter Gitarristen Max Clouth verarbeiten Filmklänge zu atmosphärisch schönem Jazz.

Das Trio Rotoskopia glänzte in der Mannheimer Klapsmühl’

Von 
Tanja Capuana
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Gitarrist Max Clouth glänzte als Teil des Trios Rotoskopia in der Mannheimer Klapsmühl’. © Robert Zolles

In Zeiten wie diesen wünscht man sich häufig in eine bessere Welt zu entfliehen. Ein Konzert von Rotoskopia macht dies akustisch möglich. Bei ihrem Auftritt in der Klapsmühl’ am Rathaus hat das Trio am Dienstag emotionale Stimmungen auf die Bühne gezaubert. Die Atmosphäre in der Kleinkunstbühne fühlt sich fast intim an. Das mag einerseits daran liegen, dass rund ein Dutzend Besucherinnen und Besucher zuschaut. Andererseits gelingt es dem Gitarristen Max Clouth, Hammond-Organist Robert Schippers und Schlagzeuger Holger Nesweda, der für den kranken Julian Losigkeit eingesprungen ist, eine heimelige Atmosphäre zu erzeugen.

Der Name ist Programm: Rotoskopia bezeichnet nicht nur ein Verfahren zur Herstellung von Animationsfilmen. Das Genre Film nutzen die Musiker auch bei ihren Instrumentalstücken. So dienen Soundtrackteile als Aufhänger, um durch freie Interpretation ein neues Werk im Jazzstil entstehen zu lassen. Dabei wählen die Künstler laut Clouth bewusst nicht die bekanntesten Themen, sondern wenig verbrauchtes Material. Wehmütige Klänge, kombiniert mit psychedelischen Sequenzen, eröffnen den Abend. Ruhige Töne, die peu à peu lauter werden und die Clouth auf seiner Doppelhals-Gitarre erzeugt, erfüllen den Saal.

Soundtrack-Impressionen

„Poverty“ aus dem Gangsterepos „Once upon a Time in America“ verleiht die Band ein jazziges Gewand. Dabei sorgt das melancholische Werk dafür, dass die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit beim Hören Flügel verleiht. Aus dem Film „Die unendliche Geschichte“ stammt „Auryn“, das das Publikum direkt nach Phantásien transportiert. Ein Trip nach Indien verspricht „Charukeshi, der aus der Feder von Clouth stammt, und eine romantische Abendstimmung repräsentiert. Zunächst traditionell, legt das Trio an Tempo zu, so dass Jazz und Raga eine gelungene Symbiose eingehen.

Eine kaputte Taste seiner Hammond-Orgel inspirierte Scheppers zum Schreiben des fröhlichen „The Broken Key Blues“. Auch populäre Stücke gehören zu ihrem Repertoire. Ob für die Blues-Version von „Baby, one more time“ mit Samba-Elementen oder die fetzige Titelmelodie von „Duck Tales“, Rotoskopia erntet viel Applaus für ihre Interpretationen. cap

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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