Serie Ehrenamt

Das sind die stillen Kulturheldinnen und -helden Mannheims

Ob Kunst, Kultur oder Festivals - engagierte Ehrenamtliche setzen sich mit Leidenschaft für das kulturelle Leben Mannheims ein und sorgen dafür, dass die Stadt jeden Tag ein Stück bunter und lebendiger wird

Von 
Karolin Jauernig
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Silvia Köhler vor einem Werk von Peter Schnatz, dessen Tod die Gründung der Stiftung initiierte. © J. Schröder

Die Kultur Mannheims wird getragen von stillen Heldinnen und Helden, die mit Herz und Engagement das Ehrenamt bereichern. Oft unbemerkt leisten sie Großes und geben der Stadt ihren kreativen Puls. Sechs von ihnen stehen stellvertretend für viele, die hinter den Kulissen wirken und als kreative Motoren die kulturelle Vielfalt der Stadt am Leben erhalten. Ihre Geschichten zeigen, wie ihr Einsatz die Kultur jeden Tag ein Stück farbenfroher, dynamischer und vielfältiger gestaltet.

Ingolf Koch Maifeld Derby

Ingolf Koch ist eine der unermüdlichen Säulen hinter den Kulissen des Maifeld Derby, einem der vielfältigsten Musikfestivals in Mannheim, das seit 2011 jährlich zum Leben erweckt wird. Mittlerweile gilt das Festival, das von Timo Kumpf organisiert wird, als eines der beliebtesten Deutschlands und wurde 2016 von den Lesern der Zeitschrift „Intro“ zum zweitbesten Festival des Landes gewählt. Trotz des wachsenden Erfolgs ist Ingolf nach wie vor mit vollem Herzen ehrenamtlich dabei. Seine Aufgaben sind so vielseitig wie das Festival selbst: Er baut die Infrastruktur auf, verlegt Kabel, stellt Kühlschränke auf und organisiert, was immer nötig ist. Gemeinsam mit einem kleinen Kernteam, das von den ersten Vorbereitungen bis zum Abschluss des Festivals mit vollem Einsatz dabei ist, sorgt er dafür, dass alles reibungslos läuft.

Für Koch ist das Maifeld Derby mehr als nur ein Musikfestival – „es ist wie eine Familie, die sich jedes Jahr wieder zusammenfindet, um etwas Großartiges auf die Beine zu stellen“. Seine Motivation schöpft er aus der Freude an der gemeinsamen Arbeit und den tiefen sozialen Verbindungen, die sich über die Jahre entwickelt haben. Wenn die ersten Töne erklingen und die Besucher strahlen, weiß Koch, dass all die Mühe sich gelohnt hat. Für ihn ist das Ehrenamt keine Belastung, sondern eine bereichernde Erfahrung, die er mit Leidenschaft und Spaß wie ein Hobby lebt. „Es ist mittlerweile ein richtig professionelles Ding geworden, aber wir machen es immer noch mit Herzblut und ganz ohne Geld – einfach aus der Freude und dem Gemeinschaftsgefühl heraus.“

Sonja Scherer Berufsverband Bildender Künstler in Mannheim

Seit über 30 Jahren setzt sich Sonja Scherer mit Herzblut im Vorstand des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler in Mannheim ein. Ihre ehrenamtliche Arbeit ist vielseitig: Sie organisiert und vertritt mit ihrem Team die Interessen der Künstlerinnen und Künstler auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, immer mit dem Ziel, die Kunsttradition der Region zu pflegen und weiterzutragen. Besonders am Herzen liegt ihr die Druckkunst, deren Erhalt und Vermittlung sie mit großem Engagement vorantreibt. Scherer ist entscheidend an der Gründung und Leitung von Werkstätten beteiligt, die sowohl den Künstlern als auch der breiten Öffentlichkeit wertvolle Einblicke in diese Kunstform bieten.

Ihre Kollegen unterstützt sie nicht nur bei organisatorischen und bürokratischen Hürden, sondern steht ihnen als Ratgeberin stets zur Seite. Was Scherer antreibt, ist die Überzeugung, dass Kunst eine essenzielle Rolle in der Gesellschaft spielt. Sie sieht es als ihre Mission an, diese kulturellen Schätze für die kommenden Generationen zu bewahren. „Die Bedeutung der Kunst und Kultur zu vermitteln, ist unglaublich wichtig, aber auch schmerzhaft, wenn man sieht, wie wenig Wert ihr manchmal beigemessen wird. Trotzdem fühle ich mich verpflichtet, weiterzumachen – für die Künstlerinnen und Künstler, die Kolleginnen und Kollegen und die zukünftigen Generationen“, so Scherer. Für sie ist das Ehrenamt weit mehr als eine Pflicht; es ist eine Herzenssache, die sie mit unermüdlicher Hingabe erfüllt.

Sabine Frey Kulturnetz Rhein-Neckar/Schatzkistl

Sabine Frey ist seit 24 Jahren eine treibende Kraft im Vorstand des gemeinnützigen Vereins KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar, der auch das Schatzkistl-Theater und Kabarett umfasst. Mit Leidenschaft organisiert sie ehrenamtlich die monatlichen Dienstpläne für den Theaterbetrieb, plant Veranstaltungen und kümmert sich in den Sommermonaten um die Instandhaltung und Reinigung des Theaters. Was sie antreibt, ist nicht nur ihre Liebe zur Kultur, sondern auch ihre Faszination für die Arbeit hinter den Kulissen. Sie genießt es, ein Teil dieser lebendigen Kulturszene zu sein und mit ihrem Einsatz einen wertvollen Beitrag zu leisten. Doch Frey sieht die Zukunft des Ehrenamts im Kulturbereich zunehmend kritisch. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fällt es immer schwerer, junge Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen. Ihr ist bewusst, dass das Ehrenamt eine wichtige Säule für den Erhalt der kulturellen Vielfalt darstellt. Sie appelliert daher an politische Entscheidungsträger und lokale Sponsoren, sich stärker für die Förderung des Ehrenamts einzusetzen, um die Kulturarbeit auch in den kommenden Jahren zu sichern und zu unterstützen. Sabine Frey ist überzeugt, dass nur durch gemeinsames Engagement das Ehrenamt im Kulturbereich eine gute Zukunft haben wird.

Ute Mocker Kulturhaus Käfertal

Ute Mocker ist das Herz des Kulturhauses Käfertal, wo sie sich mit voller Leidenschaft ehrenamtlich engagiert. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei der Organisation und Durchführung zahlreicher kultureller Veranstaltungen – vom festlichen Neujahrsempfang bis hin zu den beliebten Sonntagsveranstaltungen. Mit ihrem Einsatz sorgt sie dafür, dass das Kulturhaus ein lebendiger Treffpunkt bleibt, an dem künstlerische Vielfalt und Gemeinschaft Hand in Hand gehen. Dabei steht sie nicht allein: Ein ebenso engagiertes Team unterstützt sie, alle ebenfalls ehrenamtlich aktiv.

„Für mich ist es wichtig, die Umgebung aktiv mitzugestalten und dafür zu sorgen, dass unsere Gemeinschaft lebendig bleibt. Das Ehrenamt ermöglicht uns, Dinge voranzutreiben und Vielfalt zu schaffen – das ist eine Verantwortung, die wir alle tragen.“

Auch wenn Mocker die Herausforderungen sieht – gerade für junge Menschen, die durch Ausbildung und Beruf stark eingebunden sind und oft erst später im Leben den Weg ins Ehrenamt finden –, bleibt sie optimistisch. Sie glaubt fest daran, dass auch in Zukunft engagierte Menschen bereit sein werden, das Kulturhaus weiterzutragen und es zu einem Ort der Begegnung zu machen. Besonders schätzt sie die Vielfalt und den Austausch mit den Menschen, die das Kulturhaus beleben. Für sie ist es eine Erfüllung, zu erleben, wie durch gemeinschaftliches Engagement ein Ort entsteht, der wie das Herz des Viertels schlägt und Raum für künstlerische und menschliche Begegnungen bietet.

Silvia Köhler Verein Künstlernachlässe Mannheim

Silvia Köhler ist die treibende Kraft hinter dem Verein „Künstlernachlässe Mannheim“. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2005 engagiert sie sich gemeinsam mit einem 13-köpfigen Team leidenschaftlich dafür, das künstlerische Erbe Mannheims zu bewahren. Ihre Arbeit geht weit über das bloße Archivieren hinaus: Sie und ihr Team fotografieren die Werke, bereiten sie sorgfältig auf und planen Ausstellungsprojekte, die die kulturellen Schätze der Stadt ins Rampenlicht rücken.

„Unsere Arbeit ist ein Stück regionale Geschichte, die wir lebendig halten, wir sammeln, bewahren und erzählen die Geschichten der Künstlerinnen und Künstler Mannheims – und es fasziniert uns immer wieder, wie tief Kunst und Zeitgeschichte miteinander verwoben sind“, sagt sie.

Ihr persönlicher Antrieb? Die Leidenschaft für die Verbindung von Kunst und Geschichte. Als Historikerin fasziniert es Köhler, in die Erzählungen hinter den Kunstwerken einzutauchen und sie neu zu entdecken. Diese Arbeit teilt sie mit einem Team, das aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen kommt – Ingenieure, Fotografen, Bibliothekare. Diese Vielfalt im Team bereichert das Ehrenamt und macht es für Köhler immer wieder aufs Neue spannend.

Doch bei aller Begeisterung ist es auch herausfordernd. Die Vielzahl an Projekten und Anfragen kann manchmal überwältigend sein, und es erfordert viel Einsatz, alles unter einen Hut zu bekommen. Trotzdem sieht Köhler positiv in die Zukunft. Mit der Unterstützung der Stadt Mannheim und Plänen, das Team durch eine feste Stelle zu verstärken, ist sie überzeugt, dass der Verein weiterhin eine zentrale Rolle im Erhalt des kulturellen Erbes spielen wird. Ihre größte Motivation bleibt dabei die Freude, diese „Geschichten aus Kunst und Kultur zu bewahren und mit der Welt zu teilen“.

Christian Haas Freunde und Förderer des Nationaltheaters

Christian Haas ist seit knapp drei Jahren Vorsitzender der Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim, die das Theater finanziell und ideell unterstützen. Unter seiner Leitung werden Mittel für wichtige Projekte aufgebracht – wie etwa für die neuen Bühnenvorhänge im Schauspiel- und Opernhaus. Die Arbeit des Vereins ist tief in der Stadt verwurzelt und reicht bis zu den historischen Spendenaktionen der Nachkriegszeit zurück, als eine Million D-Mark gesammelt wurde, um das Theater wieder aufzubauen.

Als Vorsitzender liegt Haas’ Fokus auf der Vernetzung und Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern, um die Begeisterung für das Theater in der Stadt zu stärken. Sein Engagement wurzelt tief: Schon als Kind besuchte Christian Haas regelmäßig das Theater, seine Liebe zur Kultur führte ihn zum Germanistikstudium. Als er gefragt wurde, den Vorstand des Fördervereins zu verjüngen, zögerte er nicht lange. Was ihn besonders begeistert, ist die Vielfalt seiner Tätigkeit und die Möglichkeit, jeden Tag mit außergewöhnlichen Menschen zusammenzuarbeiten. Haas ist überzeugt, dass das Ehrenamt auch in Zukunft bestehen bleibt. Er sieht in der Leidenschaft und Hingabe vieler Menschen den Schlüssel zum Erfolg: „Es wird immer Menschen geben, die sich mit Leidenschaft und Herzblut für etwas begeistern – und genau diese Begeisterung macht das Ehrenamt lebendig.“ Für Haas ist es diese unermüdliche Begeisterung, die das Ehrenamt trägt und ihm auch in schwierigen Zeiten seine Kraft verleiht. Entscheidend sei dabei eine gute Aufgabenteilung und professionelle Rahmenbedingungen. „Ein gutes Team, das ehrlich miteinander umgeht und auf das man sich verlassen kann, ist der Schlüssel“, betont er.

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