Gerade mal dreizehn und ein erster Preis mit der Querflöte bei "Jugend musiziert" auf Bundesebene: Sina Merkel aus Schwetzingen ist wirklich ein junges Talent. Eine gute Stunde wird sie von sich erzählen, und das ohne doppelten Boden - ihr Vater ist zwar nahe, aber außer Hörweite im Café gegenüber. Also sitzt sie da, ein Mädchen mit Kakao, mehr Teenager als Kind. Spontan und offen, aber auch zögerlich und innerlich. Mit sieben fing Sina mit der Flöte an; seit sie neun ist, gibt der Wettbewerb dem Jahr eine eigene Struktur. Sie genießt ihre Auftritte, und es ist schön zu sehen, wie sie voller Freude mit ihrem Erfolg umgeht. Sie träumt schon auch mal von Solokarriere und Millionen - "Galway ist reich!" - aber insgesamt kommt sie doch sehr geerdet rüber.
Vielleicht hat das mit ihren Eltern zu tun. Die Mutter ist Vermessungsingenieurin, und auch wenn sich beide, Mutter und Tochter, das bisweilen anders wünschen würden: Sina tut es gut, dass da jemand ein bisschen auf sie aufpasst; dass die Mutter sie bis zu dreimal wöchentlich zum Unterricht fährt und täglich ans Üben und Vokabellernen erinnert. "Das ist eigentlich richtig toll!" Denn manchmal ist es einfach schön, in den Tag hineinzuleben, Musik zu hören, im Zimmer "rumzukruschteln", mit der besten Freundin zu chatten oder zu lesen. Da vergisst sie schon mal die Zeit.
Alles mit Maß und Ziel
Der Vater leitet die Schwetzinger Musikschule, wo seine Tochter Unterricht hat, und er ist in beiden Rollen stolz auf den Erfolg von Sina. Sie sind sich nahe, das merkt man, aber, so erzählt Sina, "er mischt sich da nicht so ein, und das möchte ich auch gar nicht."
Für Sina ist die Flöte "das schönste Instrument auf der Welt", aber das Üben findet sie schon nervig. Ihr Lehrer Heinrich Müller-Wiedmann setzt sich sehr für sie ein, kann aber auch nicht verhindern, dass ihr nach ein paar Monaten die eigentlich geliebten Wettbewerbsstücke "aus den Ohren rauskommen". Also, alles mit Maß: "Ich versuche, jeden Tag eine halbe Stunde zu üben. Mein Vater sagt, das ist zu wenig, aber ich sag': Das reicht mir jetzt einfach. Mehr will ich gar nicht machen." Der Erfolg gibt ihr Recht. Und zum Üben kommen ja noch Hausaufgaben, Vokabeln lernen, Theater-AG, Flöten-, Gesangsunterricht - und viele Extraproben. "Dann muss man sich schon auf Sachen begrenzen." Ihre beste Freundin etwa sieht sie manchmal ein paar Wochen nicht.
Dennoch: "Der Erfolg macht einen schon ein bisschen ehrgeizig. Er zeigt, dass man das Instrument gelernt hat und damit etwas erreicht hat. Das stärkt sozusagen das Ich." Solche Sätze aus dem Mund einer Dreizehnjährigen machen doch etwas sprachlos. Vor allem, wenn man zugleich spürt, wie dieses Ich noch am Wachsen ist, und man ahnt, was der Wettbewerb an Kraft braucht. "Es heißt ja auch bei ,Jugend musiziert': 'Zeigen, was man kann, und wissen, wo man steht'."
Weiß sie das denn? "Ich bin im Bundeswettbewerb angekommen und das ist schön. Dass man weiß, was man kann, ist ein schönes Gefühl und bleibt dann auch ein bisschen an einem haften." Man gewinnt Respekt vor dieser Dreizehnjährigen. Im November ist die Anmeldung für das Jahr 2013. Sie wird wieder dabei sein.
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