„Einer spielt Klampfe, der andere tanzt“: Diese griffige Selbstbeschreibung wäre auch gut geeignet gewesen, eine Rätsel-Fährte zur Identität der Künstler zu legen, die den Auftakt zur Sommerbühne der Alten Feuerwache Mannheim gestalten. Schließlich war dieses Jahr wieder lange geheimgehalten worden, wer die bis zum 26. August andauernde Konzertreihe eröffnen würde, bis die Bekanntmachung erfolgte: das Musik-Comedy-Duo Das Lumpenpack, alias Jonas Meyer (er wäre in diesem Fall der, der tanzt) und Max Kennel (der mit der Klampfe – akustisch und elektrisch) drückt den Startknopf für die eintrittsfreie Open-Air-Konzertreihe.
Starke Geräuschkulisse
Die äußerlichen Auftaktbedingungen sind hierfür ideal: es ist sehr warm, aber nicht zu heiß, sonnig, aber nicht Haupthaar-versengend, und das Vorplatz-Areal mit dem erweiterten Biergarten dicht mit Besuchern gefüllt. So schön es ist, sich in dieser sommerseligen Atmosphäre in Gesprächen zu verlieren, so ist die damit verbundene Soundkulisse für einen Comedy-Pop-Abend wie diesen indes nicht ganz unproblematisch: Schon ein Dutzend Meter von der Bühne entfernt sind die Moderationen der beiden wegen des hohen Grundlautstärkepegels oft kaum zu verstehen. Aber sei’s drum – der Auftritt der gelernten Poetry-Slammer gerät dennoch sehr unterhaltsam.
Nächste Woche soll mit „Eine herbe Enttäuschung“ das vierte Lumpenpack-Album erscheinen, das mithin auch bei dem Auftritt mit Songs wie „Mein Hass“, „Syltaufkleber“, „Pferde stehlen“, „Ford Fiesta“ oder „Kurze Hosen“ prominent vertreten ist.
In der „Tragödie vom Rest der Band“ enthüllen sie launig die verlustreiche Geschichte ihre Duo-Werdung; in „Pädagogen“ singen die zwei Akademiker (Kennel hat in Psychologe abgeschlossen, Meyer in Förderschullehre für Deutsch und evangelische Theologie) davon, wie sie ihren diskussionsfreudigen Freundeskreis bereitwillig gegen die handwerklichen Begabungen eines Monteurs tauschen würden. An anderer, markanter Stelle illustrieren sie, welch nachhaltig verstörenden Schaden „Tanzende Mütter“ empfindsamen Jung-Seele zufügen können.
In den Beritt des arrivierten Liedguts fallen Lieder wie das humorige „Don des Dorfes“, „Miriam“ oder der Lumpenpack-Hit „Guacamole“, in dem Kennel und Meyer die folgenreichen Verhaltensveränderungen besingen, die sich mit fortschreitender Lebensdauer unweigerlich einstellen: „Ja, ich komme in ein Alter / Da bringt man Salat mit / Oder einen Weißwein“. Einen „guten“ Weißwein, fügt der Zuhörer im Stillen hinzu. Knapp zwei kurzweilige, von allerlei Konfetti-Raketenabschüssen begleitete Stunden spielen die beiden – bis zur amtlichen Steckerzieh-Stunde um 22 Uhr, dann ist der Applaus groß und fürs Erste: Schluss. Aber nicht für lange, denn am 29. November stattet Das Lumpenpack der Feuerwache im Zuge seiner „Eine herbe Enttäuschung – Live 2019“-Tour einen neuerlichen Besuch ab.
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