Das Gespräch - Autorin Britta Habekost über ihre neuen Regional-Kriminalromane "Elwenfels 2" und "Ein dunkles Spiel"

"Da kriege ich selbst Gänsehaut"

Von 
Jörg-Peter Klotz
Lesedauer: 

Hört Debussy beim Schreiben: Schriftstellerin Britta Habekost.

© Hausler

Eine Frauenleiche im Käfertaler Wald, ein Mord mit erschreckenden Parallelen zu einem fünf Jahre alten Entführungsfall und ein bizarr-düsteres "Freizeitvergnügen", das tief hinter die Fassade von Menschen, vielleicht sogar unserer Gesellschaft blicken lässt. Das sind die Hauptzutaten für den in Mannheim angesiedelten Kriminalroman "Ein dunkles Spiel" von Britta Habekost, der Anfang Oktober erscheinen soll. Wie die gemeinsam mit Ehemann "Chako Habekost" konzipierte "Elwenfels"-Reihe hebt sich das Buch durch eine ganz eigene Tonlage aus der Masse von Regionalkrimis ab.

Wo die im Pfälzerwald angesiedelte Serie, deren zweiter Teil Ende September avisiert ist, den Mythos der Kurpfalz als "gallisches Dorf" mit Bodenständigkeit als Wissensvorsprung pflegt, hat Britta Habekosts Alleingang schon im Setting einen konträren Ansatz: "Das ist ein sehr urbaner Krimi geworden, der komplett in der Stadt spielt - ohne, dass ich total auf mannheim-spezifische Inhalte gesetzt hätte."

Warum dann überhaupt die bislang "Tatort"-lose Quadratestadt als Folie? "Weil ich Mannheim liebe, hier lebe und mich auskenne. Und die Stadt ist genau so geeignet für gute und bundesweit lesbare Krimis wie Hamburg oder München." Und das von einer gebürtigen Schwäbin, aufgewachsen in Ludwigsburg, Studium an der Stuttgarter Uni - "vor neun Jahren hat mich die Liebe hierher verschlagen", erzählt die Autorin, die inzwischen in Bad Dürkheim lebt.

Entführung als Dienstleistung

Ihr Solo-Erzählsound ist düsterer als "Elwenfels", ohne so hart die Grenzen der Brutalität auszuloten wie viele Schwedenkrimis. Was wohl daran liegt, dass sie beim Schreiben Debussy hört. Aber in beiden Büchern dient der Wald als Spielfeld für das Unaussprechliche, Fremde und Unerklärliche. Dass die Autorin eine Gothic-Vergangenheit hat, kann man aber durchaus noch herauslesen. Ihre Begeisterung für dunkle Romantik und die Eleganz des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ("am liebsten wäre ich 1882 geboren") setzt sich in der Vorliebe für die Ästhetik von TV-Serien fort: "Penny Dreadful", "American Horror Story", "Peaky Blinders", "Vikings", aber auch "Downton Abbey".

Im Kern geht es in "Ein dunkles Spiel" um die dramatische misslungene Buchung einer Entführungsagentur. Eine Entführung vortäuschen zu lassen ist ein fast schon dekadent anmutendes, grob im SM-Kontext angesiedeltes Trendphänomen in den USA. "Kidnapping Agencies findet man da beinahe in jeder Großstadt, die funktionieren wie ein Escort-Service. Hierzulande gibt es das meines Wissens noch nicht, das habe ich nach Mannheim umgesiedelt."

Die Stadt dient in "Ein dunkles Spiel" als Kulisse, die regionale Farbe bringe ansonsten nur eine Figur stärker ein: Nico Lichte, Partner der Hauptfigur, Kommissarin Jelene Bahl. Dass der Dezernatsleiter Klaus Landin ein Namensvetter des vielleicht erfolgreichsten Autoren von Mannheim-Krimis ist, war keine bewusste Anspielung auf Walter Landin ("Mord im Quadrat"). "Ich kenne ihn gar nicht, das ist Zufall. Landin ist ja auch ein weit verbreiteter Name in Mannheim", betont Britta Habekost.

Bei der Namenswahl gehe sie ganz systematisch vor: "Ich schaue mir an, was sind in bestimmten Regionen die klassischen Namen. Die verwende ich dann." Bei einem früheren Buch unter Pseudonym habe ihr der Zufall schon mal einen Streich gespielt: Im realen Polizeirevier des Handlungsorts gab es einen exakten Namenstreffer: "Da habe ich erstmal Schnappatmung gekriegt, aber der Kommissar war dann sehr nett. Er hieß nicht nur genau wie meine Figur, er hatte sogar denselben Musikgeschmack - unglaublich!" So kam die Schriftstellerin zu einem kundigen Ratgeber in Ermittlungsfragen.

Mehr als ein "Zuckerle"

Das Schöne bei "Elwenfels", dem gemeinsamen Projekt des Ehepaars, sei, "dass die Regionalität, also der Dialekt und die Eigenarten der Pfälzer, nicht nur ein Zuckerle ist, sondern schon fast Triebfeder. Die Dinge, die da passieren, könnten sich nur teilweise in Bayern oder in der Eifel ereignen." Das setze ihre Reihe ganz massiv ab von gängigen Regionalthrillern. "Ganz ehrlich: ,Elwenfels' haben wir für Pfälzer geschrieben."

Aber auch für Jelene Bahl und Co. sieht die in mehreren Genres unter Pseudonym erfolgreiche Autorin "ein enormes Fortsetzungspotenzial". Denn im Krimi-Genre könne man "einfach alles sagen. Deswegen fasziniert mich die Form, vor allem psychologisch". Auch hinter der Polizistinnen-Fassade der Hauptfigur von "Ein dunkles Spiel" verberge sich ein beklemmendes Geheimnis. "Der letzte Satz ist der totale Cliffhanger. Da kriege ich selbst Gänsehaut", verrät die 34-Jährige. Genau wie in einer starken TV-Serien-Episode . . .

Britta Habekost

Britta Habekost wurde 1982 in Heilbronn geboren, wuchs in Ludwigsburg auf und studierte in Stuttgart Geisteswissenschaften. Als freischaffende Autorin hat sie in mehreren Genres unter Pseudonym Romane veröffentlicht. Vor neun Jahren zog sie nach Mannheim und lebt inzwischen in Bad Dürkheim.

Ende September veröffentlicht sie gemeinsam mit ihrem Mann, Kabarettist Christian "Chako" Habekost, den pfälzischen Regionalkrimi "Elwenfels 2: Schorle für den Scharfschützen" (Pfälzische V.A., 368 Seiten, 14,80 Euro). Eine erneute Lesetour ist für 2017 geplant.

Ende Oktober soll ihr in Mannheim angesiedelter Kriminalroman "Ein dunkles Spiel" erscheinen (Pfälzische V.A., 288 Seiten, 14,80 Euro). jpk

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen