Das Wichtigste in Kürze
- Die Sängerin Kim Wilde veröffentlicht das Album „Closer“ als Fortsetzung ihres 1988er Hits „Close“.
- Mit 64 Jahren bleibt Kim Wilde kreativ und geht im November 2025 auf Tournee in Deutschland.
- Das Album „Closer“ kombiniert Retro-Vibes mit aktuellen Themen und musikalischen Innovationen.
In den 1980ern war die Wasserstoffoxid-Blondine aus dem Londoner Stadtteil Chiswick ein echter Superstar – die erfolgreichste britische Sängerin der gesamten Dekade. Mit Welthits wie „Kids In America“, „View From A Bridge“ oder „You Came“, die sich über 30 Millionen Mal verkauften. Heute, mit 64 Jahren, backt die Musikerin deutlich kleinere Brötchen, ist aber immer noch regelmäßig auf Tournee und veröffentlicht mit „Closer“ ihr erstes Studio-Album seit acht Jahren. Die Ambition: „Ich will nicht in der Vergangenheit festhängen und immer nur alte Songs singen – selbst, wenn ich sie liebe“, konstatiert die Künstlerin. „Deshalb produziere ich neues Material und deshalb gibt es einen neuen Tonträger. Nicht, weil ich ein Problem hätte, mit den alten Sachen assoziiert zu werden – dafür mag ich sie und die Reaktion des Publikums zu sehr. Gleichzeitig will ich aber nicht ständig zurückblicken. Ich schaue lieber nach vorne.“
„Close“ gilt als Opus Magnum ihrer Karriere
Das klingt kämpferisch. Und es zeigt, in welcher Zwickmühle Kim Wilde steckt: Wie alle Künstler der 1980er wird sie oft auf die Hits von gestern reduziert. Neues Material dagegen interessiert fast niemanden; egal, wie gut oder schlecht es ist. Eine Frustsituation, die Kim auf charmante Weise zu umgehen versucht: „Closer“ versteht sich als Fortsetzung ihres Bestsellers „Close“ von 1988. Das damals sechste Studio-Album von inzwischen 15 gilt als Opus Magnum ihrer Karriere, das Kim sogar im Vorprogramm von Michael Jackson und David Bowie präsentieren durfte.
Ein Gesamtkunstwerk, auf das sie 37 Jahre später immer noch stolz ist. „Es ist eines meiner erfolgreichsten Alben – und auf der Bühne spielen wir nach wie vor etliche Songs davon, weil die Resonanz immer umwerfend ist. Deshalb entschieden mein Bruder Ricky und ich, das als Blaupause zu nutzen. Eben: Lass uns etwas machen, das so vielseitig ist wie ‚Close‘ und das wir ähnlich mutig produzieren, wie in den 80ern – aber mit einem modernen Sound.“
Zur Person
Kim Wilde wurde 1960 in London geboren. Die britische Popsängerin, die mit bürgerlichem Namen Kimberly Smith heißt, übernahm den Künstlernamen von ihrem Vater, dem Rocksänger Marty Wilde .
Einer breiten Masse wurde sie Anfang der 1980er Jahre bekannt, unter anderem mit der Single „Kids In America“ (1981).
1986 folgten Hits wie „You Keep Me Hangin‘ On“, die Cover-Version eines Liedes der US-amerikanischen Formation The Supremes. 1988 wurde das sehr erfolgreiche Album „Close“ veröffentlicht. Es folgten Auftritte im Vorprogramm von Michael Jackson (1988) und David Bowie (1990) . Ihre Popularität ließ in den 1990er Jahren nach, bevor sie 2001 ein Comeback startete.
Im November 2025 geht Kim Wilde auf Deutschland-Tournee , ohne wie so oft im Mannheimer Capitol Station zu machen. Unter anderem spielt sie am Freitag, 14. November, im Stuttgarter Club Im Wizeman und am Samstag, 15. November, in der Frankfurter Batschkapp.
Karten und mehr unter eventim.de
Soll heißen: Dieselben Instrumente, dieselbe futuristische Grundstimmung und ein Mix aus New Wave und Pop, der an Gary Numan, OMD oder Ultravox erinnert. Das sorgt für zehn Stücke, die mal richtig stark sind, mal nett vor sich hinplätschern und nur selten richtig schwach anmuten. Die geschickt zwischen Uptempo und Leisetretern variieren, ein Duett mit Midge Ure aufweisen und gespickt sind mit Zitaten und Referenzen. So erinnert das Stück „Scorpio“ an Kims 83er-Klassiker „Kids In America“ – und das ist kein Zufall: „Da ist wirklich jede Menge ‚Kids In America‘ in ‚Scorpio‘“, lacht Frau Wilde, die eigentlich Smith heißt. „Einfach, weil ich denke: Es haben sich so viele Leute davon inspirieren lassen. Seit Jahren höre ich zig Songs im Radio, die so klingen, als hätten sie es 1:1 übernommen. Und wenn das jeder macht, kann ich das auch.“
Das Werk wirkt auf Retro getrimmt, ist aber sehr aktuell
Das Spiel mit den Selbstzitaten klingt wie das gesamte Album: sehr akzeptabel – trotz kleiner Schwächen. Einfach, weil sich Kim das Jugendliche, Coole und Trotzige bewahrt hat. Das gilt auch für ihre Texte. Sei es mit Kritik an Umweltzerstörung, Zeitgeist und toxischer Männlichkeit – oder Seitenhieben auf den Vater ihrer beiden Kinder. Von dem hat sie sich Ende 2022 getrennt – und erklärt jetzt, warum.
In „Trail Of Destruction“ heißt es: „Du hinterlässt eine Spur der Zerstörung.“ Und in „Midnight Train“: „Dann mache ich halt alleine weiter.“ Oder wie es Kim im Gespräch formuliert: „Ich bin auf einer tollen Reise, bei der natürlich auch Sachen passieren, die schmerzhaft oder schwierig sind – wie im Leben aller Menschen. Nur: mit 64 sollte klar sein: ‚Du hast nicht mehr ewig, um das Beste aus deinem Leben zu machen – fang besser heute damit an.‘ Das ist meine Mission – jeden Morgen, wenn ich aufwache.“
Die vermittelt Kim Wilde mit einem Album, das zwar auf Retro getrimmt ist, aber sehr aktuell wirkt. Genau das ist das Kunststück hinter „Closer“.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-closer-neues-von-kim-wilde-_arid,2283854.html